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Holzhandel und Holzindustrie der Ostsee-Länder 1876
Handel mit außereuropäischen Hölzern, Provenienz und Handelsnamen.
Von Dr. Gustav Marchet, Professor an der k. k. Hochschule fir Bodenkultur in Wien, und Regierungsrath Dr. W. F. Exner, Professor an der k. k. Hochschuöe für Bodenkultur, Honorar-Docent an der Handels -Hochschule in Wien.
Mit statistischen Tabellen, in den Text eingedruckten Holzschnitten und einem Atlas von 16 lithographirten Tafeln.
Weimar, 1876. Verlag Bernhard Friedrich Voigt. Voigt, Weimar, 1876
Wie aus diesen Tabellen hervorgeht, lässt sich der Holzhandel Hamburgs in zwei Theile zerlegen, in jenen mit ausländischen und jenen mit inländischen Hölzern. Wir wollen zuerst den Handel mit ausländischen, überseeischen Hölzern besprechen, da Hamburg in dieser Richtung als einer der bedeutendsten Plätze in Europa gelten muss. Die Hauptrolle spielen Mahagoni, amerikanischer Nussbaum, das Cedern- und Jacarandaholz und einige Farbhölzer, insbesondere das Blauholz. Der Verkehr in Farbhölzern entwickelt sich aber bei weiten nicht so stark als jener in andern ausländischen Nutzhölzern, ja erfuhr insbesondere in den letzten Jahren sowohl der Größe der Ein- und Ausfuhr nach, als auch im Preise einen nicht unbedeutenden Rückschlag.
Die hauptsächlichsten Bezugsquellen für ausländische Nutzhölzer sind die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die mexikanische West- und Ostküste, St. Domingo, Venezuela, Nikaragua und Brasilien. Eine bemerkenswerthe Menge solcher Nutzhölzer kommt auch über Bremen nach Hamburg. Der Verkehr mit den Möbelhölzern liegt in den Händen der Makler, Die Hölzer kommen über Sees, ohne dass sie gekauft oder bestellt sind, an die Makler und wird der Verkauf derselben in Hamburg durch diese im Auktionswege besorgt. Bei Möbelhölzern kommen „schwimmende Verkäufe“ fast nie vor.
Der Vorgang und die Usancen bei den eben erwähnten Auktionen dürften interessant genug sein, um mit einigen Worten geschildert zu werden. Die Hölzer werden aus den grossen Schiffen, in welchen sie über den Ozean gekommen sind, in kleinere verladen und laufen in diesen in den Hamburger Hafen ein.
Sie werden dann auf die Lagerplätze der Makler gebracht, Es besteht ein Central-Lagerplatz für Nutzhölzer, speciell für Mahagoni bei Rothenburgsort an der Elbe mit engstem Anschluss an die Bahngeleise.
Hierauf erfolgt die Messung der Hölzer und zwar geschieht diese durch den beeideten Messer*); auf dem Central-Lagerplatz für Mahagoni durch die Makler-Firma J. F. Müller, welche für Mahagoniholz die hervorragendste ist. Müller beschäftigt auf seinem Lagerplatze 50 - 60 Arbeiter gegen einen Tagelohn von 1 Thlr. bis 1 Thlr. 10 Sgr. (3-4 Mark).
Buchsbaum, Cedern für Bleistifte, Eben-, Jacaranda- und Pocklolz wird nach Gewicht per 100 Pfd. (60 Kilogrm.) verkauft mit Abschlag per 3 % und gut Gew. 1%, Cedern für Cigarrenkisten und Mahagoniholz (incl. Pyramiden) wird nach 1/100 Kubikm. verkauft. Wenn die Handelsverhältnisse dem Makler günstig erscheinen, veranstaltet er eine Auktion. Die Waare wird vor der Auktion vom Käufer am Lagerplatz besehen und ohne die mindeste Refaktie in deutscher Reichsmünze veräussert. Die gekaufte Waare ist innerhalb 14 Tagen zu übernehmen mit 1 % Dekort für Baarbezahlung. Was nach 14 Tagen nicht übernommen und bezahlt ist, wird ohne gerichtliche Procedur für Rechnung des Käufers wieder verkauft. Etwaige Irrthümer am Masse oder in der Berechnung müssen vor der Übernahme, jedenfalls vor Ablauf von 14 Tagen angezeigt werden; nach dieser Zeit oder, wenn das Holz bereits vom Platze weggenommen ist, findet eine Vergütung nicht mehr statt. Zu den Auktionen werden von Seite der Makler Kataloge vertheilt, in welche jedes Stück speciell verzeichnet, dessen Länge, Breite, Dicke und Kubik-Inhalt genau angegeben ist. Es wird manchmal Stück für Stück, Block für Block, in der Regel aber im Caveling (mehrere Blöcke oder Stücke, 5 - 10) licitirt. Der auktionierende Makler ist nicht gehalten ein ihm nicht konvenirendes Augebot, wenn es auch das letzte wäre, anzunehmen. Es ist eine nur durch grosse Übung und Sachkenntniss mögliche Leistung, welche der leitende Makler bei einer solchen Auktion zu Wege bringt, da er für den Werth eines jeden einzelnen Blockes - oder Cavelings sich bis auf den Pfennig (es wird in Pfennigen Reichsmark geboten) Rechenschaft geben muss.
Wir haben einer solchen Auktion angewohnt und die Leistung des 70jährigen Chefs der Firma J. F. Müller um so mehr bewundert, als die Annahme oder Ablehnung eines Angebotes in wenigen Sekunden geschieht. Diese Schnelligkeit ist auch nöthig, wenn man bedenkt, dass in einem höchstens zwei Tagen auf einer solchen Auktion oft 6000 und mehr Blöcke Mahagoni, Nussbaum, Jacaranda u.s.w. und 5-6000 Stück verschiedener anderer Holzgattungen verkauft werden. Konvenirt dem Makler das letzte Angebot, so schlägt er das Holz zu und stellt einen Schlusszettel aus. Bei einigen Maklern steht der Makler gegenüber Käufer und Verkäufer ein und nimmt das Risiko der Zahlung auf sich in ähnlicher Weise wie dies z. B. bei den Börsensälen in Wien der Fall ist, wenn sie ihre „Hand“ nicht nennen.
*) In neuester Zeit macht sich in Hambur eine Agitation für Obligatorische Messung bemerkbar, die aber bisher erfolglos geblieben ist.
Das Messen der Hölzer
In Hamburg wurde neuerdings eine Einigung über die Messung und Wägung ausländischer Nutzhölzer erzielt und am 22. Dezember 1871 ein revidiertes Regulativ von der Handelskammer erlassen. Ein solches Regulativ wäre für alle bedeutenden Holzhandelsplätze mit Rücksichtnahme auf die herrschenden Usancen und Hauptwaaren - Formen äusserst zweckmässig. Die Erlassung solcher Regulative, eine gewissenhafte Handhabung vorausgesetzt, ist ein wesentliches Mittel zur Hebung des Kredites oder besser gesagt der kaufmännischen Geltung eines Handelsplatzes und unterstützt mächtig den Aufschwung jedes derartigen Handels - Emporiums.
Das Regulativ enthält aber auch eine Reihe von technischen Details, welche wohl in die vorliegende Schrift aufgenommen zu werden verdienen. Die Handelskammer stellt sachverständige Messer an und beeidet dieselben. Das Messen ist überdies kein ausschliessliches Privilegium und die Parteien können selbstverständlich, wenn sie miteinander einverstanden sind, nach jeder sonstigen Messungsweise auch die Messung vornehmen lassen, durch wen sie wollen, doch gilt, wenn eine solche ausdrückliche Verabredung nicht stattgefunden hat und in streitigen Fällen das von den beeideten Messern ermittelte Maass.
Die angestellten Messer haben mindestens einen Gehilfen für dieses Fach auszubilden. Der Betrieb von Geschäften mit Holz ist den Messern nicht gestattet. Über die von ihnen vorgenommenen Messungen haben sie genau Buch zu führen und denjenigen, welche den Auftrag ertheilt haben, die genaue Erhebung schriftlich und durch ihre Unterschrift bekräftigt zuzustellen. Die ausgefertigten Angaben haben zu enthalten: das Verkaufsmaass und eine Besprechung der Beschaffenheit eines jeden Balken ob gesund oder mit Fehlern behaftet, Angabe der letzteren u. s. w. Auf Verlangen des Importeurs kann auch das Brutto-Maass eines jeden Blockes angegeben werden und das Gewicht jedes einzelnen Blockes, wie dasselbe bei der Landung ermittelt wurde, verzeichnet werden. Dasselbe kann auch auf jedem Block deutlich erkennbar mit einem Stempel angegeben worden. Die Messung behufs des Verkaufs geschieht nach dem Grundsatze, dass der Käufer das ermittelte kubische Maass in brauchbarem Holze wirklich vorfinden muss und sind dabei folgende Regeln zu beobachten.
Bei jedem einigermaassen regelrecht und winkelrecht behauenem Blocke ist in der Länge zwischen den kürzesten Enden an beiden Seiten 3 Centim. als Vergütung für schon vorhandene oder noch entstehende Luftrisse im Hirnholz abzuschlagen und die übrige ganze Länge in Metern und Centimetern zu messen. Die Breite ist doppelt auf der oberen und unteren Seite per Centimeter zu messen.
und darnach der Durchschnitt zu berechnen (wobei sich ergebende Bruchtheile eines Centimeters keine Berücksichtigung finden), Es ist dabei die gerade Linie, welche die Säge beim Zurichten nehmen wird, vorauszusetzen und bleiben alle vorragenden Theile unberücksichtigt. Ein gleiches Verfahren, wie das eben geschilderte, wird bei der Dicke-Ermittelung angewendet.
Bei keilförmigen Blöcken und Stücken ist unter allen Umständen die Länge in gewöhnlicher Weise zu messen, die zu berechnende Breite, resp. Dicke ist dagegen an dem schmäleren oder dünnerem Ende scharf zu messen.
Blöcke mit ausgeklinkten Enden werden in zwei Theilen gemessen, wenn der Block eine Länge von mehr als 2 Meter hat und die Ausklinkung 6 Centim. übersteigt. Blöcke unter 2 Meter Länge werden stets nur ein Mal gemessen. Ist am Ende eines Blockes eine kurze Ausklinkung, so wird solche in der Länge vergütet.
Bei Blöcken, welche im Kerne sichtbar faule oder hohle Stellen als Olm, Spak, Borke und wirkliche Löcher enthalten, muss als Ersatz dafür nach Billigkeit etwas von der Länge in Abschlag kommen.
Finden sich auf der Fläche faule Äste, Vertiefungen oder Löcher, so ist diesem Befunde gemäß, resp. in der Breite oder Dicke ein Centimeter oder „unter besonderen Umständen noch mehr“ in Abschlag zu bringen. Finden sich solche Äste nahe am Ende, so ist nach Billigkeit nur in der Länge ein verhältnismässiger Abschlag zu machen.
Bei Pyramiden-Blöcken wird für die am Kopfe befindliche sogenannte Gabel oder Krücke (die noch daran befindlichen Äste) bei der Länge ein entsprechender Abschlag gemacht.
Für schwache Risse findet keine Vergütung statt, dagegen ist für tief eingehende Luftrisse ein genügender Abschlag in der Breite oder Dicke zu machen. Finden sich jedoch Spalten, so ist etwas in der Länge abzuschlagen und die Breite oder Dicke nach sorgfältiger Untersuchung der Spalten der Billigkeit gemäss festzustellen.
Etwas Splint an den scharfen Kanten, sowie wenige feine Wurmlöcher kommen nicht in Betracht. Finden sich aber ungewöhnlich starker Splint, sowie Wurm- oder Bohrlöcher in großer Menge oder von auffallend grosser Beschaffenheit, oder sonstige wesentliche Fehler oder Defekte, so ist als Ersatz hierfür nach Billigkeit ein Abschlag bei der betreffenden Dimension zu berechnen. Gleiches gilt für Blöcke mit Wahnkanten (wane).
Bei krummen Blöcken findet die Regel der Messung der geraden Linie keine Anwendung; es ist aber hierbei in der Breite oder Dicke, nach Befund des jedesmaligen Falles, ein mässiger Abschlag zu machen.
Die Ermittelung des Frachtmaßes geschieht, sofern nicht eine besondere Vereinbarung stattgefunden hat, nach folgenden Regeln:
a) Die Länge wird zwischen den äußeren Enden, wobei alle Spitzen und Vorsprünge in Betracht kommen, per Meter und Centimeter gemessen,
b) Die Breite wird an beiden Enden und in der Mitte, also drei Mal mit einem Winkelstock per Centimeter gemessen und daraus der Durchschnitt genommen, wobei Bruchtheile eines Centimeter keine Berücksichtigung finden sollen. Die Dicke wird in entsprechender Weise gemessen.
Technisches über Importhölzer:
Wir durchwanderten den „Vereinigten Mahagoni-Lagerplatz“ der Hrn. J. F. Müller & Comp. vor Abhaltung der oben erwähnten Licitation und verzeichneten die damals dort aufgestapelten Holzvorräthe ihrer Gattung nach. Wir glauben nun durch die Wiedergabe der damals gesammelten und später vervollständigten Notizen unsern Lesern einen näheren Einblick in dieses Geschäft geben zu können.
Wir fanden folgende Holzgattungen mit den beigefügten Provenienzen in größeren oder geringeren Quantitäten.
Mahagoni, Acajou. Dieses edle Holz stammt von dem Baume Swietenia Mahagoni L. aus der Familie der Cedrelaceaen R. Br. Die schöne gelbrothe, braunrothe bis dunkelbraune, an der Luft stark nachdunkelnde Farbe, die überaus geringe Breitenschwindung,die Festigkeit, grosse Adhäsion zum Leime und bedeutende Widerstandsfähigkeit gegen Wurmfrass, seine Schnitzfähigkeit u. s. w. haben dieses Holz einer grossartigen Verwendung in der Möbeltischlerei zugeführt. Die Farbe und Zeichnung des Mahagoni ist überaus verschieden, namentlich unterscheidet man schlichtes, gestreiftes und Pyramiden-Mahagoni. Das schlichte ist am wenigsten geschützt, die Möbeltischlerei legt dagegen einen hohen Werth auf die verschiedenartig gestreiften Mahagonisorten. In Frankreich sind eine Reihe von Bezeichnungen für die mannigfaltigen Texturen entstanden, so z. B.: acajou veiné, moiré, chenillé, moucheté, ronceux. Das Pyramiden-Mahagoni wird jenem Theile des Baumes entnommen, an welchem sich der Stamm in zwei Äste gabelförmig theilt. An dieser Stelle zeigt das Mahagoni überaus reizende Figuren. Im Hamburger Handel wird nur das schlichte und gestreifte einerseits, das Pyramiden-Mahagoni andererseits unterschieden. Härte und Gewicht des Mahagoniholzes sind sehr schwankend; namentlich ändert sich diese Eigenschaft mit der Provenienz des Holzes, so wurde am Mahagoni aus den Honduras-Ländern ein spezifisches Gewicht von 0,578, aus Domingo von 0,755 - 0,878, aus Afrika von 0,945, aus Haiti von 0,820 - 1, endlich ans Guadaloupe von 1,04 nachgewiesen.
Der Baum, welcher das Mahagoni liefert, erwächst in West-Indien und in den benachbarten Gegenden des amerikanischen Festlandes bis zu 26 und 30 Meter Höhe und sehr bedeutender Dicke. Es kommt daher das Holz in sehr bedeutenden Dimensionen. (bis zum Gewichte von 5,500 Kilogrm.) in den Handel. Solche stark dimensionierte, schlichte Blöcke sind es auch, welche man in Hamburg zur Erzeugung der Messerfournire verwendet. Bekannt wurde das Mahagoni erst am Ende des 16. Jahrhunderts, als es von Trinidad aus nach Europa gebracht wurde; aber viel später gegen das Ende des 17. Jahrhunderts konnte man das Mahagoni erst als Handelsartikel betrachten. In Frankreich trat es am Ende des vorigen Jahrhunderts in Verwendung; grössere Bedeutung für Frankreich erlangte es erst durch die Spanier, welche es im Anfange dieses Jahrhunderts aus St. Domingo nach dort verhandelten. Das Mahagoni wurde anfänglich in jenen Ländern, in welchen es wächst, als Bauholz verwendet, heute ist es durch die bedeutende Preissteigerung ausschließlich der Möbeltischlerei vorbehalten. Die Hauptprovenienzen von Mahagoni sind der Qualität des Holzes nach geordnet: Afrika, Westindien, Mexiko und die Hondurasbay-Länder, Brasilien und Ostindien.
Das afrikanische Mahagoniholz, welches zwar durchaus nicht zu den schönsten Sorten gehört, aber technisch ganz vortrefflich ist, es wird vom Senegal aus verschifft und stammt von der Swietenia Senegalensis, hat für den hamburgischen Handel keine Bedeutung. Das ostindische schlichte*) und das unter dem Namen Boca del Toro von New Yorker Schifffahrern an der Ostküste von Columbia in Central-Amerika gewonnene, jüngster Zeit in den Hamburger Handel eingeführte Mahagoniholz, fanden keinen besonderen Anklang.
Die grösste Beliebtheit und relativ hohe Preise erlangt auf dem Hamburger Markte das Mahagoni von Tabasco. In enormen Quantitäten erscheint dieses Holz immer mehr und mehr wieder auf dem Hamburger Markte, findet reißenden Absatz und wird stets neu begehrt.
Tabasco ist der Name eines Flusses, welcher sich in den Golf von Vera Cruz in der südlichsten gegen Central-Amerika zu gelegenen Provinz Mexikos bei der Stadt St. Jago di Tabasco ergießt. An diesem Fluss liegt die Stadt gleichen Namens, wohl auch Villa Hermosa de San Juan Bautista genannt. Vom Tabasco-Mahagoni erscheinen sowohl schlichte und gestreifte Sortimente als auch Pyramiden in dem Handel. Sie werden sämmtlich, wie die Mehrzahl westindischer Sorten höher bezahlt als das Mahagoni aus Honduras, obwohl auch dieses noch zu den geschätzten Sortimenten gehört**)
Mahagonihölzer von Cuba, Haiti und Jamaika etc., welche im französischen Handel unter dem Namen acajou espagnol und auch sonst als spanisches Mahagoni bezeichnet werden, sind vorzügliche Sortimente.
*) Aus dem Hafen Moulmain.
**) Aus dem Gebiete eines Nebenflusses des Coatracoalca im Staate Tabasco, dem Flusse Uspanapam, wird schlichtes und gestreiftes Mahagoni bezogen.
Die wichtigsten Handelsplätze auf der Insel Haiti sind: St. Domingo (von großer Bedeutung für schlichtes, gestreiftes und Pyramiden-Mahagoni), dann Monte Christi und Puerto Plata, beide auf der Nordseite (ebenfalls für alle Gattungen Mahagoni sehr geschätzt), in nordwestlichsten Theil der Insel Cap Haiti (von wo vorwiegend Pyramiden-Mahagoni bezogen wird), an der Westküste selbst Port au Prince (blos für schlichtes und gestreiftes Mahagoni), und Aux Cayes mit seinem Hafenort Aquin (für schlichtes und Pyramiden- Mahagoni ), endlich Samaná, welches ebenfalls gestreiftes und Pyramiden-Mahagoni von gutem Preise liefert.
Cuba liefert zunächst schlichtes und gestreiftes Mahagoni von ausgezeichneter Schönheit, leider sind die Vorräthe schon bedeutend erschöpft und die Zufuhr nach Hamburg gering; in letzterer Zeit konnte man noch am häufigsten Sendungen aus Monte Christi begegnen. Man rühmt dem Mahagoni, welches auf Haiti erwächst, eine sehr warme Farbe und feine dicht gelagerte Faser nach, während jenes von Cuba zwar dichtes aber grobes Korn und daher ein höheres Gewicht, aber weniger lebhafte Farbe zeigt*).
An Wichtigkeit zunächst den angeführten Bezugsorten ist zu nennen: Minatitlan, ein Flecken in Guatemala in Centralamerika gelegen. Es kommt von dort schlichtes und gestreiftes Mahagoni in bedeutenden Quantitäten, welches sehr beliebt ist und gute Preise findet. Es ist schlank, und breit dimensioniert, aber weicher als jenes von Tabasco. Von der Ostküste Mexikos ist außer demeben angeführten Minatitlan dem schon erwähnten Tabasco und den dieselbe Provenienz andeutenden Chiltepec noch zu erwähnen: Laguna (Carmen) und Tlacotalpan, welche beide Häfenorte aber nur selten Pyramiden-Mahagoni liefern.
Wenn man die Ostküste Central- Amerikas weiter nach Süden verfolgt, so gelangt man in die Hondurasbai-Länder. Diese liefern ein weniger geschätztes Produkt, das übrigens der Botaniker Schiede auch einem andern Baum, nämlich der Swietenia multijuga Schiede zuschreibt. Es hat größere Poren, zartes Korn und ist leicht zu bearbeiten; seine Farbe ist licht, wenig geadert, die Spaltbarkeit gering. Es kommt mit großen Abmessungen und relativ niedrigem Preise in den Handel. Es hat außer für Hamburg auch noch für den französischen Holzhandel Bedeutung. Die versuchsweise Verwendung zum Baue von Schiffen und zu Eisenbahnschwellen in Honduras ist an der geringen Dauerhaftigkeit des Holzes gescheitert, dagegen wird es für Tischlerei- Arbeiten geschätzt. Sein Preis ist in den letzten Jahren nicht unmerklich gestiegen, denn die Zufuhr nach Hamburg ist sehr gering geworden, ohne dass die Nachfrage gleichem Maaße gesunken wäre. Manche schätzen das Holz der Hondurasbai-Länder selbst höher als jenes aus Cuba und Jamaika, Die Ostküste Amerika‘s weiter verfolgend passieren wir das schon genannte Boca del Toro und gelangen zu dem Hafen S. Marta des Staates Neu-Granada. Der wichtigste Platz der Küste von Venezuela ist Puerto Cabello für schlichtes und gestreiftes Holz.
*) Von Cabarita, einer Insel an der Mündung des gleichnamigen Flusses auf Jamaika, wird schlichtes, gestreiftes und Pyramiden-Mahagoni verhandelt.
Von den brasilianischen Holzverschiffungshäfen ist Bahia der bedeutendste, doch ist er für Mahagoni wenig bemerkenswerth.
Die Westküste hält den Vergleich in Bezug auf Provenienz des Mahagoni mit der Ostküste Amerika‘s lange nicht aus. Ein wichtiger mexikanischer Hafen für schlichtes und gestreiftes Holz ist Tonala.
Die geringsten Sorten von Mahagoni, solche, welche überaus leicht, weich und porös sind, daher zu feinen Arbeiten an der Außenseite der Möbel, zu eingelegten Arbeiten und Marqueterie nicht taugen, erscheinen im Handel unter der speziellen Benennung Zuckerkistonholz (Acajou femelle, batard, decaisse). Solches Holz wird unter anderm auch von Ländern bezogen, die sonst renommiertes Produkt liefern wie z. B. aus Aux Cayes auf Haiti. Indessen ist dieses Zuckerkistenholz doch ein sehr wichtiger Artikel von weitgehender Verwendung, so z.B. für das Innere von Möbeln.
Nach Dupont unterscheidet man in Frankreich überhaupt zwischen Acajou males oder vrai und femelle oder faux, je nachden „die Inkrustation ihrer Gefässe dunkel oder licht ist“; übrigens bezeichnet man mit dem Worte Acajou femelle auch verschiedene Surrogate des Mahagoni. Hierher gehört Anacardium occidentale L. (von Anucardiaceae R. Br.) der westindische Nierenbaum, Kaschou-, oder Acajoubaum Westindiens. Das Holz, welches unter . dem Namen weißes Mahagoni- oder Acajouholz vorkommt, ist sehr hart, viel leichter als echtes Mahagoni, öfters mit Sprüngen und Ritzen versehen, wird aber dennoch vielfach verarbeitet. Die Samen sind unter dem Namen Elephanten-Läuse bekannt; auch liefert der Baum den Acajougummi.
Was den anatomischen Bau des Mahagoni anbelangt, so verweise ich wie auch für alle noch zu besprechenden außerouropäischen Hölzer auf das Werk „die Rohstoffe des Pflanzenreiches” von Prof. Dr. Julius Wiesner, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann 1875, welches hier vollkommen verlässlich ist. .
Das Cedernholz. Unter diesem Namen erscheint eine Reihe von Hölzern, welche den verschiedensten Pfanzenfamilien entstammen, die ihrerseits wieder an an verschiedensten Orten der Erde angesiedelt sind. Das eigentliche oder echte Cedernholz stamnt von Cedrus Libanotica Lk. aus der Familie der Abietineae Rich.,einem in Kleinasien am Libanon-Gebirge und dessen Ausläufern heimischen Baume, kommt aber heute gar nicht mehr in den Handel. Ebenfalls von verschwindender Bedeutung für uns ist die derselben Pfanzenfamilie augehörige Cedrus Deodara, welche in Nepal, Kaschmir und Klein-Tibet unter dem Namen Himalaya-Zeder erwächst. Das Holz dieses schönen und hohen Baumes ist fest, braun geadert und außerordentlich dauerhaft. Es ist dies ein vorzügliches Nutzholz, das jedoch im europäischen Handel kaum auftritt. Auch ein afrikanisches Vorkommen ist zu verzeichnen; es ist dies das Holz des Cedernbaumes vom Cap: Wildringtonia Juniperoides Endl. aus der Familie der Cupressineae Rich, die wachholderähnliche Widdringtonie. Es wird dieses Holz am Fundorte and auch in geringer Menge in Europa verwendet, an ersterem, unverbürgten Nachrichten zu Folge, zum Schiff- und zum Häuserbaue, bei uns als Kunsttischlerholz. .
Wichtiger als die vorgenannten sind folgende Arten:
1. Cupressus thioides L.*) ans der Familie der Cupressineae Rich., die Kugel-Cypresse, ein Baum, der sowohl einen sehr grossen Umfang als eine beträchtliche Höhe (20 - 25 Meter) erreicht; es werden herrliche Balken bis zu 10 Meter Länge ohne jeglichen Fehler daraus gewonnen. Das Holz ist gelbweiss, gestreift, sehr leicht, wird zu Kähnen, Fässern und als Bauholz verwendet, hat an der Luft eine bedeutende, unter der Erde aber eine geringe Dauerhaftigkeit. Es führt dieses Holz auch den Namen weisses Cedernholz.
II. Die Bezeichnung rothes Cedernholz tragen wieder mehrere Arten:
a) Das Holz von Icica Caranna H. B. K. aus der Familie der Burseruceae Endl. Caranna liefernde Icica, Hyowam, auch Caranna oder Wahli genannt; ein mexikanisches, gelblich-roth gestreiftes, sehr hartes Holz, wegen seiner Dauerhaftigkeit beliebt, das zu allerlei Gegenständen verarbeitet wird.
b) Cedrela australis in Neu-Süd-Wales und Queensland.
c) Cedrela odorata. Dieser Baum liefert jenes Holz, das im europäischen und auch im Hamburger Holzhandel sehr häufig vorkommt. Die Cedrela odorata erwächst in Havanna und führt ihres edlen und starken Geruches halber auch den Namen Pfefferholz; es hat ein weniger feines Korn, als das echte Iybanonische Cedernholz. Die Farbe des Kernes ist zimmtbraun, der weisse Splint wird gewöhnlich technisch nicht verwendet. Die Jahresringe sind bis zu einen Centimeter breit und mit freiem Auge deutlich sichtbar; ebenso erkennt man ohne Schwierigkeit die Gefäße und gröberen Markstrahlen. Das Holz ist weich und leicht, vollkommen spaltbar, hat einen matten Glanz und schmeckt bitter. Sehr ähnlich ist diesem Holz in den Eigenschaften jenes der Cedrela Guianensis Aubl. auch Guaruma aniba aus der Familie der Laurineae.
Diese beiden Arten des Cedrela- oder Cedernholzes werden im Handel nicht unterschieden, nur kommt das letztere im französischen Holzhandel häufiger als das erstere vor und zwar unter dem Namen Cedre rouge oder acajou de la Guyane auch acajou femelle. Dupont behauptet, dass die guianische Cedrela bei Tischlerarbeiten einen schöneren Effekt biete, als die westindische Cedrela; es ist übrigens möglich, dass diese Bevorzugung auf Rechnung der Vorliebe für die nationale Colonie zu setzen ist. Wenn, wie in Karmarsch Technologie 5. Auflage I. Bd. pag. 643, behauptet wird, dass das Holz der westindischen Cedrela odorata wohl selten oder gar nicht nach Deutschland gelange, so ist dies wohl ein Irrthum, denn im Gegentheil bildet gerade dieses Holz ein bedeutendes Quantum des in Deutschland verhandelten Cedern- oder Cigarren -Kistenholzes.
*)nach Michaud: ´l Histoire des arbres forest de l’Ameriqus sept. II, pag. 20
Der Hauptverschiffungs-Hafen für Hamburg ist Puerto Plata auf Haiti.
III. Die in Beziehung auf Qualität und Quantität wichtigste Art unechten Cedernholzes stammt aus den Südstaaten Nordamerika’s (massenhaft im Staate Maine) und Mexiko und wird von dort sowohl von der West- als Ostküste nach Europa und insbesonders nach Hamburg exportirt. Es ist dies das Holz von Juniperus virginiana L. aus der Familie der Cupressineae Rich., die virginische Ceder auch virginischer Wachholder, genevrier de Virginie, Cedre a crayons, Bleistiftholz. Der Baum erwächst bis zu 12 Meter Höhe, des Holz hat feine aber deutlich sichtbare Jahrringe; das Herbstholz ist dunkler als das Frühlingsholz, das Kernholz ist lebhaft hell röthlichbraun, die Jahrringe ins Purpurrothe spielend, ebenso die Markstrahlen. (Der Splint ist gelblich, des Mark kaum wahrnehmbar.) Es Ist leicht spaltbar und glänzend, sehr weich, von überaus feinem Korn und großer Dauerhaftigkeit, der Geruch ist schwach aber angenehm und es widersteht dem Wurmfraß vollkommen. Die Hauptverwendung sind: feine Möbelarbeiten, namentlich das Innere der Schubladen und Kassetten, zum Fassen der Bleistifte und zur Erzeugung von Klaviatur-Hämmern. Das im Preise hochstehende und am meisten gerühmte Cedernholz der eben in Rede stehenden Art ist die Florida-Ceder, einer der wichtigsten Artikel des Hamburger Holzhandels.
Viel weniger geschätzt und deshalb auch viel billiger sind die cubanischen und mexikanischen Sorten von Tabasco, Tlacotalpan und Punto Arenas. Noch weniger werthvoll sind die Vorkommen der mexikanischen Westküste. Die letztangeführten Sortimente stammen wahrscheinlich auch nicht von Juniperus, sondern von Cedrela her.
Der Vollständigkeit halber erwähnen wir noch:
IV. Das weisse Cedernholz der canadischen Thuja occidentalis L. ein Kernholzbaum Nord-Amerika's, dessen Stanım einen schmutzigbraunen Kern und gelben Splint enthält. Auch dieses Cedernholz dient zu feinen Tischlerarbeiten, ist übrigens vom Holze des gemeinen Wachholders kaum zu unterscheiden. (S. Wiesner 1 pag. 627), Endlich
V. Das schwarze Cedernholz, Cedre noir von Nectandra Sp. in Guiana und Brasilien. Es ist tiefbraun gefärbt, glänzt auf der Spaltfäche seidenartig, auf der Hirnfläche fettig, hat einen an Vanille erinnernden Geruch, und mit freien Auge leicht erkennbare, 2 - 4 Millim. breite Jahrringe.
Ein anderes überaus wichtiges Nutzholz amerikanischer Provenienz ist das der Juglans nigra L. Das amerikanische Nussholz unterscheidet sich vom europäischen (der Juglans regia) dadurch, dass ersteres einen seidenartigen Glanz und eine auffallende ins Graue spielende braune Farbe besitzt. Im Übrigen ähnelt es sehr dem Holze des in Europa häufig cultivirten Wallnussbaumes; es hat sehr kenntliche Markstrahlen, scharf geschiedene Jahrringe, eine dunkle und eine lichte Partie in denselben, grosse Poren oder Gefässe, ist leicht spaltbar und von eminenter Bearbeitungsfähigkeit. Das amerikanische Vorkommen ist schlicht oder schön gestreift, und ausgezeichnet zur Herstellung von Fournieren geeignet. Das amerikanische oder besser canadische Nussholz, für welches die wichtigsten Bezugsorte Quebec, Saguenay, Saint John, Brunswick und Montreal sind, kommt entweder per Eisenbahn nach New-York und Baltimore oder per Mississippi nach New-Orleans, und von diesen beiden Hafenorten nach Hamburg, Das vom Mississippi ist in der Regel weicher, die Hirnflächen der Klötze sind roth angestrichen; die schwersten wiegen 4,000 Kilo; die Länge beträgt 3 - 4 Meter; es erscheint mit Wahnkanten. Die aus New-Orleans stammenden Balken sind mit der Säge faconirt. Die Verwendung des Nussholzes fällt in die Mobeltischlerei und Gewehrfabrikation.
Ausser dem amerikanischen Nussholz werden auf den Hamburger Markt noch italienisches Nussholz von schlichter Textur ans Genua, ferner schlichtes und gestreiftes kaukasisches Nussholz und endlich türkische Maserknollen gebracht.
Von sonstigen Obsthölzern ist nur noch schlichtes amerikanisches Kirschbaumholz, welches von New-York aus verschifft wird, nennenswerth.
Einen weitaus erheblicheren Artikel bildet das Jacaranda, Palisander- oder Polixonderholz. Dasselbe stammt fast ausschliesslich aus Brasilien; der Hauptverschiffungsort für Hamburg ist Bahia; ausserdem wäre noch Rio zu nennen.
Mehrere Gattungen und Arten von Bäumen führen den Namen Jacarandabaum, in erster Linie aber sind anzuführen Jacaranda brasiliensis Pers., Bignonia brasiliensis, Bignonia chrysantha und Bignonia leucoxylon. Das beste Holz soll von einer Art der Gattung Dalbergia stammen, auch Machaerium-Arten werden als Stammpflanzen dieses Holzes bezeichnet. Das Palisanderholz ist hart, schwerspaltig, hat ein specifisches Gewicht von 0,908, an einzelnen Stellen eine hohe Schnittfestigkeit. Die Farbe ist chocolade- oder rothbraun, zuweilen stellenweise violett von tiefschwarzen Adern auf den Spaltflächen durchzogen. Es hat starke, deutlich warnehmbare, porenförmige Gefässe. Die Jahrringe, welche mit den dunklen Zeichnungen jedoch nicht zusammenfallen, sind leicht zu erkennen. Das Jacarandaholz ist wegen seiner Zeichnung und sonstigen Eigenschaften ein hochgeschätztes Kunsttischlerholz, welches selbst in Frankreich, wo es ausschliesslich Palisander genannt wird, den Launen der Mode Widerstand leistet. Die Engländer nennen es Black-Rose wood, sonst tritt noch da und dort der Name Succadou und Zuckertannenholz auf.
Der weisse Splint des Holzes wird nicht verarbeitet. Das Jacaranda, sowie das Zebra erscheinen in Balken von halbkreisförmigem Querschnitt auf dem Hamburger Lagerplatz und man bezahlt das Holz desto höher, je grösser der Durchmesser des Querschnittes d. h. je breiter die ebene Längsschnittflache ist.
Das Rioholz ist gewöhnlich dunkler; jederzeit wird das Holz ohne Splint eingeschifft,
Nicht verwechseln mit dem Palisander, sollte man das unter dem Namen Koromandelholz im englischen Handel auftretende Sortiment, welches allerdings dem Jacaranda sehr ähnlich ist.
Ein anderes „unechtes Jacaranda“, welches von Tischlern und Drechslern häufig verwendet wird, ist das unter dem Namen Bois de chat in Frankreich bekannte Holz vom Astronium fraxinifolium Schott. oder Goncalo alvez aus der Familie der Anacardiaceae R. Br. in Brasilien herrührend, wo es Gurabu preto auch Gateado genannt wird. Er ist dies ein schweres, festes, bandartig gestreiftes Holz von licht rothbrauner Farbe, welches starken Splint hat.
Das Zebraholz, ebenfalls von Bahia kommend und, wie schon oben erwähnt, in gleichem Format wie Jacaranda in den Hamburger Handel eintretend, ist ein sehr werthvolles, ornamental verwendetes Kunsttischlerholz. Die sehr grelle Zeichnung, welche aus mehr oder weniger parallelen dunklen, wenn nicht schwarzen Streifen auf lichtem Grunde besteht, macht dieses Holz besonders zu Ebenisterie- und eingelegten Arbeiten überhaupt geeignet. Eine Unzahl von Hölzern, namentlich auch viele Palmenhölzer, führen den gleichen Namen. In Asien, Afrika und Amerika gedeihen Bäume, deren Holz als Zebraholz im europäischen Handel eine mehr oder minder wichtige Rolle spielt. In Hamburg wird nur brasilianisches und westindisches vertrieben. Ersteres kommt vermuthlich von Omphalobium Lamberts D. C. aus der Familie der Conaraceae, letzteres von Coccoloba acumuta H. A. B. einer Poliygoneae Juss.
Um die hamburgischen Holzhandelsartikel von brasilianischer Provenienz zu erledigen, sei hier noch das Tulpenholz kurz erwähnt, welches in grossen, runden Blöcken in Bahia eingeschifft wird. Die Abstammung dieses Holzes, welches die Gewerbetreibenden wohl auch Bois de rose du Bresil und Sebastiano d’arruda nennen, ist nicht bekannt.
Weit über diese Specialitäten von Kunsthölzern hervorragend ist das Teak- oder indische Eichenholz, welches indessen gerade für Hamburg keine grosse Wichtigkeit hat. Es wird deshalb genügen, wenn wir dieses eminente Schiffbauholz von der Tectonia grandis, einem mächtigen ostindischen Baume stammend, vorübergehend berühren. Es sei nur bemerkt, dass auch Neu-Süd-Wales und Queensland Teakholzarten liefern, welche theils von der Tectonia, theils von andern Bäumen genommen werden; das Teakholz des Hamburger Handels stammt aus Südamerika.
Das schwerste unter allen häufig verwendeten Hölzern ist bekanntlich das Pockholz von Guajacum oficinale L. aus der Familie der Zygophyleae R. Br. Das dunkelbrauue, oft in's Grüne oder Schwarzgrüne hinüberspielende Kernholz, welches seines grossen Gewichtes wegen zu Kegelkugeln und Zapfenlagern verarbeitet wird, ist ausserordentlich hart, zäh, harzreich. Der Splint heisst das Weibchen und wird in der Regel nicht verarbeitet.
Das Pockholz wird aus Jamaika und von den Bahama-Inseln bezogen, das erstere verdient aber den Vorzug.
Von den vielen Gattungen schwarzen Holzes, welche unter dem Namen Ebenholz im Handel auftreten, ist in den letzteren Jahren nur indisches und zwar aus Ceylon auf den Hamburger Markte ausgeboten worden.
Eine Reihe von Hölzern, welche fast ausschliesslich dazu bestimmt sind zu Fornieren verarbeitet zu werden, kommen nach Hamburg entweder schon als solche, oder in rohen Blöcken, um für ihre spätere Bestimmung erst in Europa vorbereitet zu werden.
Hierher gehört unter andern auch das Vogelaugen-Ahornholz; es stammt dasselbe von einem Baume in dessen Splint eigenthümliche dunkle runde Punkte vorkommen, welche jedoch im Kerne nicht auftreten. Es wird deshalb der Splint der Stämme abgeschält und diese runden Schalen kommen in den Handel.
Weiters ist unter dem obigen Gesichtspunkt zu nennen, das Satinholz von Perolia guianensis Aubl. Das Satin- oder Atlasholz, dem maserwüchsigen Ahorn und der ungarischen Esche nicht unähnlich, wird in Guiana, Florida und auf den Antillen gesammelt. Das Holz ist entweder weiss, gelblich, (Citronenholz) oder röthlich, und hat durch die reichlich auftretenden Spiegelfasern, welche sich unregelmässig in’s Holzgewebe einfügen einen atlasartigen Glanz, der dasselbe für Möbelfourniere ganz besonders wertvoll macht. Es ist sehr hart und nimmt eine prachtvolle Politur an. Das westindische Satinholz wird noch durch das ostindische an Schönheit und Härte übertroffen.
Die englische Möbeltischlerei hat diesen Rohstoff in den letzten Jahren mit besonderer Vorliebe verwendet; eine Suite von Einrichtungsstücken, welche ein englischer Möbelfabrikant zur Wiener Weltausstellung sandte, fand vielen Beifall und erinnerte neuerdings daran, wie sehr das ungarische Eschenholz zu einer ähnlichen Verwendung sich empfehlen würde. In Hamburg lagert das Holz in Blöcken von quadratischem Querschnitte, die aus Samaná (Hispaniola) kommen.
Fertige amerikanische Fourniere und zwar Nussbaum, Vogelaugen-Ahorn, Esche (von diesen helle, dunkle oder maserige Varietäten), Jacaranda, Butternut, Ulmen, Mahagoni etc. werden in Kisten verpackt auf dem „Vereinigten Mahagoni-Lagerplatz" zum Verkaufe gebracht.
Um die Artikel des Hamburger Holzhandel-Importes in möglichster Vollständigkeit zu erschöpfen, sollen hier noch einige minder wichtige, aber doch hie und da auftretende Holzarten angeführt werden.
In neuester Zeit wurde mit Primavera einer bisher nicht sehr bekannten Holzart ein Handel versucht; es ist das ein aus Navidad an der Westküste Amerika’s stammendes, in Mexiko vielfach zum Möbelbaue verwendetes Holz von weissgelber Farbe, das überaus billig ist. Seit zwei Jahren wird diese Waare in Hamburg ohne besonders günstigen Erfolg poussirt.
Ein Holz von grosser Aehnlichkeit mit der Eiche in Geruch und Farbe, nicht aber in dessen Bau, ist das Guajavillio. Dieses Holz ist durch seine grosse Spaltbarkeit und seinen gleichmässigen Wuchs ausgezeichnet.
Ein sehr hartes, schwarz gestreiftes Holz von gelbbrauner Grundfarbe, sonst dem Jacaranda nicht unähnlich, ist das Barzino, es hat einen süsslichen Geruch.
Tampinciran, ein mexikanisches Holz, welches aus Navidad, Punto di Negro und Colorado (Mazzanillo) nach
Hamburg geschickt wird, ist ein schönes Möbelholz, welches in seinem Aussehen zwischen dem Mahagoni und Palisander liegt. Das Tampinciran di Negro ist eine dunklere bluthrothe, dem Palisander näher stehende Art, die zu Stöcken und Messergriffen verwendet wird, während das ans Colorado kommende, mehr Arhnlichkeit mit dem Zuckerkistenholz hat.
Ein weiteres dem Mahagoni zum Verwechseln ähnliches Holz nur mit stärkeren porenartigen Gefässen und heller fleischrother Farbe ist das Coccobolo aus Mexiko. Es wird zu Stöcken verarbeitet.
Das wegen seines edlen, fenchelartigen Geruches berühmte Sassafrassholz ist das Splintholz eines Baumes (Sassafras officinale Fr. Ness), welcher aus Puerto Cabello an der Küste von Venezuela verführt wird.
Nun sind noch Greenheart, das bekannte Amarantholz und des Perubaholz zu nennen. Damit wäre die Liste der Artikel, mit welchen sich der hamburgische Holzhandel beschäftigt, erschöpft.
Nussbaum, Ceder und Mahagoni werden nach Maass verkauft. Florida-Ceder macht hiervon eine Ausnahme, da es wie alle andern Holzarten nach Gewicht verkauft wird. Pyramiden-Mahagoni bildet einen eigenen Artikel und wird nach Metern verkauft.
Die Situation des Hamburger Holzmarktes war in den letzten Jahren folgende. Das Jahr 1871 brachte eine auffallend schnelle Erhöhung der Preise mit sich, x. B. bei Mahagoni und amerikanischen Nussbaumholz von 45 - 50 %. Die Nachfrage übertraf das Angebot bedeutend. Für Nutzhölzer war das Jahr 1872 ein sehr günstiges. Im August dieses Jahres wurden die höchsten bisher dagewesenen Preise erzielt und war besonders Mahagoni sehr gesucht. Zufuhr und Begehr blieben stark und hielten sich die Wange; Farbhölzer und Farbwaaren gingen etwas zurück, da die Zufuhr überwog. Im Jahre 1873 trat ein kleiner Rückschlag ein; die Kreditverhältnisse zeigten sich gestört. Da aber der Waarenhandel nicht auf übertriebener Spekulation beruhte, setzte der Hamburger Platz den schlimmen Zeiten, speciell auch der für Hamburg so wichtigen amerikanischen Krisis, fast ungeschwächte Widerstandskraft entgegen; das Nutzholz-Geschäft blieb gewinnbringend. Die Zufuhr der Farbhölzer nahm in einer dem gesunkenen Begehr entsprechenden Weise ab und es hielt sich daher der Preis. Für gute und mittlere Waare war meist mehr Frage als Angebot, ganz feine, beste Waare war wenig am Markt und immer rasch vergriffen. Speciell in amerikanischem Nussbaumholz war ein grossartiger Verbrauch; gesucht waren aber auch italienisches Nussbaumholz und türkische Maserknollen. Geklagt wurde von den Holzmaklern über die oft empfindliche Mangelhaftigkeit der Ware und den Lieferanten gegenüber musste immer die Nothwendigkeit der Lieferung guter Waare betont werden, da von minder guter ohnehin Vorrath lagerte und die Preise sich drückten. Auch das Jahr 1874 war, soweit sich dies überblicken Iässt, ein ziemlich normales, von der europäischen Krisis wenig beeinflusstes, wenn auch die Ausdehnung des Umsatzes eine limitirte war.
Provenienz und Transportwesen.
Die europäischen Bau- und Nutzhölzer kommen nur über Bestellung und wird deren Vertrieb auch nicht durch die Makler, sondern in der Regel auf der Börse besorgt. Sie treffen zumeist auf Elbeflössen oder per Bahn ein, über See kommt wenig; nur ganz grosse Sortimente, x. B. grosse Schiffskiele, Masten u. s. w. aus Kiefern- oder Eichenholz werden zumeist von jenseits des Oceans bezogen, da dieselben aus Europa nicht mehr leicht in geeigneter Grösse beschafft worden können, Die hauptsächlichen Bezugsquellen sind: Russisch Polen, Deutschland, Galizien, Böhmen, Ungarn und SIavonien.
Der Hauptstapelplatz dieser Hölzer, auch für Hamburg, ist Bromberg. Hier theilt sich das Holz und geht per Weichsel nach Danzig, per Oder nach Stettin, endlich per Oder durch den Finow-Kanal, die Havel und Elbe nach Hamburg. Den ersten Rang als Bezugsquelle nimmt Russisch Polen ein, obwohl Böhmen, Galizien und Ungarn in einer fast ebenso günstigen Lage wären. Zu berücksichtigen ist hierbei noch die Thatsache, dass die leicht ausbringbaren Waldungen vou Russisch Polen immer mehr schwinden (siehe Näheres hierüber unter Stettin, S. 5). Uebrigens ist auch nicht zu
verkennen, dass in den letzten Jahren die Holzausfuhr aus Böhmen und Ungarn nach Hamburg bedeutend zugenommen hat. Die fürstlich Bismark’schen Wälder liefern das beste und nächst gelegene Eichenholz und kann das ungarische und slavonische mit demselben nicht konkurriren*). Die Flösse, welche auf der Oder durch den Finow-Kanal in die Havel kommen, werden in Havelberg durch Elbeflösser für den Transport auf der Elbe umgebunden in sogenannte Elbböden. Dieselben bestehen aus vierkantig behauenen Hölzern, über welche quer eine Schwarte genagelt ist; nur Kiefernhölzer kommen auch rund vor. Das kantig behauene Holz geht nach England. Manche Flösse gelangen in der Floss-Saison nicht mehr bis Hamburg oder Havelberg und überwintern dann in Spandau.
*) Das ungarische Eichenholz kostet per rheinländischen Kubikfuss (0,0831 Kubikm.) franko Hamburg etwa einen Thaler (3 Mark).
Aus Galizien wird Holz auch per Eisenbahn transportirt, aus Slavonien theils auf der Wasserstrasse, theils per Eisenbahn befördert.
Galizisches Holz wird durch die schwedische Konkurrenz stark gedrückt; so kamen z. B. im Jahre 1873 6000 Waggons schwedischen Bauholzes nach Hamburg, weil das galizische Holz nicht vollkommen entsprach. Hamburg bildet Schwedens Bankplatz und versorgt diesen Staat mit Kolonialwaaren. Der schwedische Export hat sich aber schon seit mehreren Jahren von Hamburg weg nach den Ostseehäfen Lübeck, Stettin und Danzig gezogen.
Wir lassen zur besseren Orientierung hier die neuesten Frachttarife auf der 286 Kilometer langen Eisenbahn Berlin-Hamburg folgen: Der gewöhnliche Frachttarif für Holztransport zwischen Berlin und Hamburg (auf der ganzen Strecke) beträgt mit Einschluss des seit 1. August v. J. eingetretenen Zuschlages von 20 % in nachfolgenden 5 Abtheilungen:
I. Für Brennholz, Grubenholz, Eisenbahnschwellen und Telegraphenstangen, auch chemisch präparirtes Holz in Sendungen von
200 Ctr. (10,000 Klgr.) und darüber á Ctr. (á 50 Klgr.) 4,15 Sgr. (55 Pf.)
100 - 199 Ctr. (5000-9950 Klgr.) á Ctr. (á 50 Klgr.) 58 Sgr. (58 Pf.)
unter 100 Ctr. (5000 Klgr) (á 50 Klgr.) 10,0 Sgr. (1Mrk.)
II. Alle übrigen europäischen Holzgattungen in Sendungen von
100 Cr. (5000 Klgr.) und darüber 4 Ctr. (450 Klgr.) 5,8 Sgr. (68 Pf.)
unter 100 Ctr. (5000 Kilogrm.) á (50 Klgr.)10,0 Klgr. (1Mrk.)
III. Alle aussereuropäischen Hölzer (meist in Blöcken) ausschliesslich der Fournire in Sendungen von
100 Ctr. (5000 Klgr.) and darüber á Ctr. (450 Kigr.) 7,0 Sgr. (76 Pf.)
unter 100 Ctr. (5000 Kilogrm.) á Ctr. (450 Klgr.) 10,0 Sgr. (1Mrk.)
IV. Holzdraht zur Fabrikation von Zündhölzchen in Sendungen von
100 Ctr. (5000 Klgr.) und darüber á Ctr. (450 Kigr.) 5,8 Sgr. (58 Pf)
unter 100 Ctr. (5000 Kilogrm.) á Ctr. (50 Klgr.)10,0 „ (1Mrk.
V. Fourniere in jeder Quantität
á Ctr. (á 50 Kilogrm.) 12,2 Sgr. (1,22 Mark)
einschliesslich Lade- und Ausfuhrlohn.
In den Frachtsätzen I — IV sind nicht berechnet
Ladelohn á Ctr. (á 50 Kilogrm.) 3 Pf. (= 1/4 Sgr.)
Ausfuhrlohn á Ctr. (á 50 Kilogrm.) 6 Pf. (= 1/2 Sgr.)
Falls Holz als Eilgut befördert wird, was wohl Ausnahmsfälle sind, so kostet der Transport per Ctr. (50 Kilogrm.) von jeder Qualität (einschliesslich den Lade- und Fuhrlohnes) 34,2 Sgr. (3,42 Mark).
Die Transportkosten auf der zwischen Hamburg und Berlin bestehenden guten Wasserstrassen-Verbindung belaufen sich per Ctr. (50 Kilogrm.) auf 8 - 4 Sgr. (30 - 40 Pf.)
Die Erhöhung des Tarifes seit August v. J. scheint die bisher von Jahr zu Jahr im Zunehmen begriffene trausportirte Holzmenge auf genannten Eisenbahnen sehr reducirt zu haben. Von 1847 bis August 1874 ist der Tarif benannter Eisenbahnen nicht erhöht worden.
Holzhafen
Ein wesentliches Unterstützungsmittel für den europäischen Holzhandel von Hamburg ist der außerhalb der Stadt gelegene Holzhafen. Derselbe ist von der Stadt (oder wie sich Hamburg mit Vorliebe nennt: „Dem Staate“) über Anregung des Holzhändlers Martens in den 50er Jahren gebaut worden und wird den Händlern gegen eine nach der Größe der benutzten Fläche bemessene Jahresmiethe zur Benutzung überlassen. Auch die Quai-AnIagen im Hamburger Haupthafen sind Eigenthum der Stadt. Die daselbst aufgeführten Lagerräume und zur Verfügung gestellten Dampfkrähne erleichtern das Ent- und Beladen der Schiffe so bedeutend, dass der hierdurch erzielte Zeitgewinn Ursache ist, warum viele Schiffe jetzt statt Bremen Hamburg anlaufen, um ihre Ladung zu löschen. Es ist selbstverständlich, dass hierdurch Hamburgs Bedeutung als Handelsplatz wesentlich gewinnt. **)
Bei der Wichtigkeit der Hafen- und Lagerplatz-Anlagen für den Holzhandel in Hamburg, bei dem Einflusse, den die Beschaffenheit dieser Einrichtungen auf die Konkurrenzfähigkeit der Häfen untereinander ausübt, ist es begreiflich, dass immer weitergehende Verbesserungen dieser Einrichtungen von weitblickenden Kaufleuten und Technikern angestrebt werden. Es bedarf wohl keiner umständlichen Erörterung, dass die centrale Lagerung der Hölzer in bedeckten Räumen und die Verminderung der Rückungsspesen Hauptfaktoren zur Belebung des Holzgeschäftes sind. Unter den vielen Projekten, die in dieser Richtung auftauchten, nimmt wohl einen ersten Rang das Projekt des lngenieurs Thilemann ein, welcher für einen centralen Lagerplatz am Gras-Brook Propaganda macht. Es sind vorzugsweise das Mahagoni-, Cedern- und Teakholz, sowie die kanadischen Hölzer, bei denen die Manipulation zu Folge ihres Volumens und ihres Gewichtes nicht wie bei anderen Waaren in Speichern und kleinen Räumen möglich ist. Große bedeckte Lager in direkter Verbindung mit den Quais, an denen die Seeschiffe landen können, und mit Bahnhöfen wird erfordert. Bei den gegenwärtigen Einrichtungen kommt es häufig vor, dass man Mahagoni- oder Nussbaumholz-Blöcke von 10 Met. Länge mit einem Gewicht von 5 - 6000 Kilogrm. nur mit den größten Schwierigkeiten zu Lager bringen kann, deren Wiederverladung im Originalzustande aber nicht selten unmöglich ist oder höchstens durch unverantwortlich großen Kostenaufwand bewerkstelligt werden kann.
*) Siehe Atlas Taf. 16. und 16,
**) Es sind auf dem Quai 13 große Schuppen errichtet und arbeiten 52 große und 24 kleine Dampfkrähne. Die großen Krähne hoben 800 Ctr.(40.000 Kilogrm), durch die vorhandenen Hilfsmittel kann ein Schiff mit 200 Tonnen Ladung in 48 Stunden ent- oder beladen werden, Tag- und Nachtarbeit vorausgesetzt. Für die Benutzung der Krähne werden 4 Sch. (37,93 Pf.) pro 1000 Pfd. bezahlt. Die Zahl der Schiffe, welche die Quai- Anlagen benutzen, ist eine seit 1886 - 1873 fast ununterbrochen steigende: 137, 665, 870, 685, 554, 628, 998, 1279, deren Tonnengehalt folgender war: 62,509, 313,463, 227,155, 341,320, 200,970, 342,517, 541,724, 707,085.
In gleichem Umfange wie bei den Nutzhölzern ist die Forderung nach zweckmäßigen Einrichtungen durch den Farbholzhandel bedingt. Nur ungenügende und theilweise zu kostspielige Lagerräume stehen zur Verfügung. Der Importeur von Farbhölzern ist zuweilen in der unangenehmen Lage, seine Waare tagelang in Schuten liegen lassen zu müssen, weil eine bequeme und centrale Lagerung nicht möglich ist; er sieht sich deshalb öfter genöthigt, zu niedrigen Preisen zu verkaufen, um die Waare nicht mit höheren Spesen zu belasten, als der Artikel ertragen kann. Es ist natürlich, dass durch solche Verhältnisse der Handel sehr erschwert wird und deshalb diese Ladungen meist auf Verführung verkauft oder nach anderen Häfen dirigirt werden. Finden dagegen die Empfänger einer solchen Ladung in Hamburg gute und hinreichende Lagerräume und direkte Verbindung mit Seeschiffen oder Eisenbahnen bei Feststellung bestimmter, möglichst niedriger Spesen, so werden sie sich in derartige Unternehmungen lieber einlassen und ihre Waaren dahin dirigiren, wo sie dieselben zunächst brauchen.
Das System der Warrants, welches dem englischen Handel so wesentlich genützt hat, ist in Hamburg bis jetzt wegen Mangel an zweckentsprechenden Lagerräumen trotz vieler in dieser Richtung gemachten Anstrengungen noch nicht zu allgemeiner Anwendung gekommen.
Das Projekt des Herrn Thileman geht nun darauf hinaus, einen allen Forderungen entsprechenden Lagerraum am Gras-Brook in der Nähe des Magdeburger Hafens auf dem Staate gehörigen Gründen zu errichten. Der Magdeburger Hafen gestattet die Anlage von Ladebrücken und Krähnen für die direkte Entlöschung der Seeschiffe und Befrachtung der Flussschiffe. Der Platz bietet Raum für große bedeckte Entrepots und ist dadurch, dass er an zwei Straßen liegt, sehr zugänglich. Die Nähe der Sandthor-Hafenbahn ermöglicht eine direkte Verbindung mit den Eisenbahnen. Das von Herrn Thileman ausgearbeitete Projekt ist nach sehr vielen Richtungen hin in seinen Details lehrreich und bemerkenswerth, so dass wir glauben, dasselbe nach den uns von dem genannten Herrn Ingenieur mitgetheilten Daten hier ausführlich mittheilen zu sollen.
Die Lagerschuppen sollen in Standwerken mit dichter Holzverschalung auf leichter Pfahlrammmng erbaut werden und erhalten ihrer ganzen Länge nach breite Oberlichte. Für die Länge ist eine Dimension von circa 100 — 140 Meter, für die Breite eine solche von 12 - 18 Meter in Aussicht genommen. Im Ganzen sollen 5 Schuppen errichtet werden, von denen drei für Nutzholz, zwei zur Lagerung von Farbholz und Drechslerholz bestimmt wären.
Sie würden alle zusammen für 10 1/2 Millionen Pfund Holz, das ist nahezu die ganze jährliche Einfuhr, genügenden Raum bieten. Zum Zwecke einer möglichst freien Bewegung der Schiffe würden drei Ladebrücken gebaut werden müssen. Für die Sicherung der Böschung längs der Harburger Strasse gegen die Vertiefung für den Ladespeicher ist eine kräftige Spundwand-Rammung erforderlich. An Krähnen wären nothwendig 3 große Krähne von 5000 — 12,000 Pfund Tragfähigkeit mit 18-füssiger (5,40 Meter) Ausladung für die Entlöschung der Seeschiffe und 3 Handkrähne bis 5000 Pfand Tragfähigkeit mit 8füssiger (2,40 Meter) Ausladung für die Beladung der Flussschiffe. Der Betrieb der grossen Krähne würde mittelst Dampfkraft oder hydraulischem Drucke besorgt werden müssen; für den Fall als Dampfkrähne angewendet werden, hätte eine centrale Kesselanlage Platz zu greifen. Durch die Lagerschuppen sind für den Wagen- und Eisenbahnverkehr drei in jeder Weise entsprechende Durchfahrten nothwendig. In diesen Schuppen wird das lagernde Holz, wie auch an allen Um- und Aufladeplätzen, mittelst der 18 Fuss (5,40 Meter) hohen, unterbauten, fahrbaren Winden gerückt; für die Lagerung der Farbhölzer sind Transportgeleise angeordnet. Die Geleisweite beträgt 3 Fuss (90 Centim.) und ist durch Doppelgeleise und Weichen für einen konstanten Betrieb gesorgt. Unmittelbar vor den Schuppen, so dass sämmtliches aufkommende Gut die Brückenwagen, welche den Leistungen der Krähne entsprechen, passiren muss, sind zwei Centesimal- und vier Decimalwagen aufzustellen. Zur Benutzung des unbedeckten Lagerplatzes sind weitere Transportgeleise, transportable Krähne und Winden in Anschlag gebracht. Nicht uninteressant ist der Vergleich der Spesen für die Ladung Mahagoniholz von Bord zu Land inclusive einen Monat Lagermiethe per 100 metrischen Pfunden nach dem bestehenden Tarife.
In Hamburg Everführerlohn, Aufbringen, Arbeitslohn beim Messen,
1 Monat Lagermiethe. . . . . . 13 Reichspfge
Bremen Leichterlohn vom Bremerhafen, Aufbringen, Lagermiethe 19
Liverpool, Entlöschen, Landen, Wägen, 1 Monat Lagermiethe 13
London, Dock Charges, Landen, zu Lager bringen,1 Monat Lagermiethe 30
Havre, Löschen, Wiegen, Transport zum Lagerraum, Aufstapeln,
Markirung des Gewichtes und Lagermiethe im unbedecktern Lager 17
im bedeckten Lager 18
Für das projektirte Lager auf dem Gras-Brook würden sich die Kosten für Aufbringen,
das Bruttomaassnehmen, Wägen nebst Markiren des Gewichtes und 1 Monat Lagermiethe .
im unbedeckten Lager 9
im bedeckten Lager 13
herausstellen.
Es war wohl begründet, dass man sich von der Durchführung des Projektes wesentliche Vortheile für den Handel Hamburgs versprach, doch scheint, dass der Vorschlag auf unübersteigliche Hindernisse stösst, denn bisher ist die ganze Angelegenheit nicht über das Stadium Iebhaften Wunsches hinausgekomnen. Wir können daher auch nicht auf die weiteren Absichten des Projektanten zur Finanzirung und des Antheiles des Staates an dem Unternehmen eingehen glauben aber durch die Mittheilung der Situation und des Profiles des Hafenprojektes in den zwei Tafeln XV und XVI einen werthvollen Beitrag für das Studium der Einrichtung von Holzlagern zu liefern. Die Pläne sind ohne weitere Erläuterung verständlich.
Nachdem der Hamburger Holzmarkt insbesonders seit dem Jahre 1871 einen wesentlichen Aufschwung genommen hat, welcher von den dortigen Holzhändlern zum Theil auf die Hebung der Fournierschneiderei zurückgeführt wird, so ist es gewiss am Platze, das erste Etablissement in Hamburg G.C. Bartels & Söhne einer kurzen Besprechung zu unterziehen.
Fournierschneiderei von G. CO. Bartels & Söhne.
In einem obskuren Stadttheile Hamburgs, dem sogenannten Specksgang, liege das allerdings nicht sehr ausgedehnte, aber für eine Fournierschneiderei immerhin beträchtliche Etablissement von Bartels. In demselben sind vier horizontale Seitongatter mit horizontalem Tischvorschub und 10 Cochot’sche Sägen mit vertikalem Vorschub aufgestellt. Die sämmtlichen Halbgatter, also 14 an der Zahl, stammen ans der Maschinenfabrik von Wieland in Hamburg, welche in der Anfertigung von Holzbearbeitungs -Maschinen seinen wohlverdienten Ruf geniesst. Diese 14 Halbgatter bilden den hauptsächlichsten Theil der mechanischen Einrichtung der Werkstätte. In einem abgesonderten Gebäude sind zwei Fournier-Hobelmaschinen nach Arbey’schen System aufgestellt. Eine dieser Maschinen hat Bartels von Arbey selbst bezogen, die andere rührt von Wieland her. Diese letztere hat eine Breite von 10 Fuss engl (3,05 Meter). Die Breite der Maschinen entspricht der Länge des Fournierblattes, welches letztere bis 4 Fuss (1,26 Meter) breit durch Hobelschnitte von dem Block abgetrennt wird. Manv kann auf diese Art Fonrniere bis zu 40 Quadratfuss (4 Quadratmeter) Fläche erzeugen. 5- 6 Blätter werden in der Minute gewonnen. Die Arbey'sche Fournierschneide: Maschine wurde von Wieland mit mehreren Verbesserungen der Details ausgerüstet. Die Fournier-Hobelmaschine, welche in dem Etablissement von Bartels reichliche Beschäftigung findet, hat insofern eine beschränkte Verwendung, als Maser-Blöcke auf derselben nicht verschnitten werden können. Überdies erfordert die Dämpfung des Holzes, welche der Fournier - Erzeugung voranzugehen hat, grosse Übung und noch grössere Akkuratesse, wenn der Schnitt gelingen soll. Das Dämpfen geschieht mit nassen Dampf; die Dauer desselben hängt von der Beschaffenheit des Holzes ab und ist selbst hei Hölzern einer und derselben Gattung verschieden. Herr Bartels sagt, dass das Geheimniss des Erfolgen in diesem Zweige seiner Industrie in der grossen Erfahrung, die er selbst gesammelt und in der Sorgfalt liege, deren er und seine Arbeiter sich befleissen.
Eine sonst nicht allzuhäufig verwendete Maschine, welche den Betrieb der Fournierschneiderei von Bartels gar sehr fördert, ist eine Alternativ-Säge ohne Rahmenspannung zum Querabschneiden der Blöche. Diese Säge arbeitet wie ein Fuchsschwanz, also ohne Spannrahmen. Das Sägeblatt ist nach einem andern ebenfalls bekannten Principe (Davis) mit einer solchen Zahnform ausgestattet, dass die halbe Anzahl der Zähne beim Hingang, die andere Hälfte der Zähne beim Rückgang schneidet, In der vorstehenden Figur ist die Zahnform dargestellt. Verhältniss von Zahn zu Lücke 1,7: 1. Das Sägeblatt wurde aus England bezogen, es zeichnet sich durch einen sehr starken Schrank aus.
Der Lagerplatz und die einzelnen Werkgebäude in der Fabrik von Bartels sind miteinander durch Eisenbahnen verbunden, deren Einrichtung bemerkenswerth genug ist, um sie hier kurz zu erwähnen.
Auf den den Längsschwellen ruhen Schienen, deren Profil mit einem L übereinstimmen. In nebenstehender Figur ist der Querschnitt einer solchen Schiene mit s bezeichnet; sie ist durch 8 Schrauben mit dem Längsschweller m verbunden. Auf dem schmalen Kopfe der Schiene läuft ein sehr kleines Rad u, das Tragrad für die Frames w des Holzwagens; gleichzeitig aber läuft an der inneren Seitenfläche des Schienenkopfes ein horizontales Führungs-Rad b, das jede Entgleisung verhindert.
Bartels excellirt auch in der Behandlung des Pyramiden-Mahagoni, einem für Tischblätter-Fourniere und andere Möbeltischlerei-Objekte sehr gesuchten Theile der Mahagonibäume. Dort bietet die Textur mehr oder weniger
schöne Zeichnungen, die sogenannte Blume oder Tulpe. Das Pyramiden-Mahagoni kommt als solches in rohen Blöcken in den Handel. Es erfordert jedach ein Uebriges an Geschicklichkeit, dasselbe bei der Zerlegung in Fourniere richtig zu behandeln. Der Balken wird auf der Bandsäge zugeschnitten und auf Seitengattern (Cochot’-schen Sägen) in Fourniere zerlegt, da dieses kostbare Holz leider die Behandlung auf der Arbey’schen Hobelmaschine deshalb nicht
zulässt, weil das Dämpfen in der Blume, welche immer theilweise Hirnholz darbietet, Risse erzeugen würde.
Ausser dem Mahagoniholz werden bei Bartels auch noch Jacaranda, ferner Nussbaumholzknollen und Maserblöche, ausserdem noch kaukasische und persische Hölzer, endlich ungarisches Eschenholz verschnitten. Die Abscheidung alles minder guten, namentlich aber schlechten und kranken Holzes von dem Rohstoffe vor dessen Verschneidung zu Fournieren auf der Säge oder durch das Messer, ist ein Theil der Aufgabe der Fournierschneidereien, welche die gesammten Leistungen derselben nicht unwesentlich bedingt; auch hierin haben die Arbeiter eine erfreuliche Gewandtheit und Sicherheit erlangt.
Das Bartels’sche Etablissement ist eine Lohn-Fournierschneiderei und erzeugt daher nicht auf eigene Gefahr Fourniere, sondern arbeitet nur solche Hölzer, welche an dieselbe zum Verschneiden abgegeben werden. Die Tüchtigkeit des Etablissements hat seinen Ruf weit verbreitet, was z. B. daraus hervorgeht, dass jüngst aus Wien drei Waggons Nussbaumholz zum Verschneiden zu Bartels geschickt wurden*). Der Transport von Wien nach Hanıburg kostete 400 Thlr. (1200 Mark). Die Rückfrachtspesen betrugen 200 Thlr. (600 Mark). Auch aus Tyrol (Bozen) kamen Nussbaumhölzer zu Bartels, ebenso sandte der Laibacher Agent Stichel, welcher den Hamburger Fabrikanten Naturstöcke liefert, Holz aus Kroatien (hauptsächlich Nussbaum, aber auch Eichenholz) zum Verschneiden. Die Fourniere wurden dann in Prag und Wien verkauft.
Die eben angeführten Thatsachen bedürfen im Hinblick auf die österrreichischer Fournierschneiderei keines Kommentars. Es ist kaum möglich, sich einen unwirthschaftlicheren Vorgang als den eben geschilderten, zu denken. Der Hauptabsatz für Bartels liegt in Berlin.
Bartels’ Fabrik beschäftigte im Jahre 1874 75 Arbeiter und producirte 238,278 Quadratm. Sägefourniere und 827,730 Blätter Messerfonrniere.
Die Arbeitslöhne stellten sich folgendermaassen: Der Fournierschneider erhält per 100 Quadratf. (10 Quadratm.) 10 Sch. (94,81 Pf.) und die Späne, für welche er per Sack auch 10 Sch. (94,81 Pf.) erlöst. Besonders gesucht sind die Mahagonispäue zum Räuchern, schwer oder gar nicht anzubringen sind die Nussbaumspäne. Der Arbeiter kann 1000 Quadratf. (100 Quadratm.) Fourniere im Tage erzeugen; es giebt Fournierschneider, welche per Woche 50 Mark Courant (60 Mark) verdienen. Die Hilfsarbeiter erhalten per Woche 12, 15 -18 Mark Cour. (14,40 - 18 - 21,60 Mark). Die bei der Säge beschäftigten erhalten 16 -18 Mark Courant (19,20 - 21,60 Mark) per Woche. Der Schneidelohn, welcher der Fahrik bezahlt werden muss, stellt sich folgendermaassen:
Schneidelohn für Sägefourniere
Reichspfennige per Quadratm. 52
Fourniere schlichte über 40 Ctm. breit 45
Dicken von 6 - 12 Millim. Incl 65
Dicken von 13 - 47 Millim. Incl 85
Schaal- oder Bohlenschnitt 115
Blockschnitte bis 3 Schnitt im Block 180
Pyramidenschnitte bis 75 Centim. lang per Pyramide 80
Pyramidenkantschnitte 20
*) Der Fournierhändler A. Tauber in Wien lässt häufig österreichische Hölzer in Hamburg verschneiden.
Für Jacaranda und ähnliche Holzarten ist ein Aufschlag von 10 Procent zu rechnen.
Die Preise verstelien sich per Cassa comptant. Bei Dicken, Schaal-, Bohlen- und Blockschnitten wird unter 0,30 für 0,30 und bei Fonrniren unter 0,20 für 0,20 Meter breit gemessen. Das Holz lagert auf Risiko der Holzhändler und ohne Assekuranz.
Für Messerfourniere
Nr. 00 14 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 12 1/2 Reichspfennige,
Nr. 0 13 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 12 1/2 Reichspfennige,
Nr. 1 11 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 12 1/2 Reichspfennige,
Nr. 2 9 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 15 Reichspfennige,
Nr. 3 8 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 15 Reichspfennige,
Nr. 4 7 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 20 Reichspfennige,
Ausser dem Etablissement von Bartels besteht in Hamburg noch eine ziemlich bekannte Werkstätte, welche ausschliesslich Cigarrenkisten aus Cedernholz producirt und auf dem grossartigen Cigarrenimport-Geschäft Hamburgs beruht.
Die Möbelfabrik von Werner.
Die Möbelproiluktion Hamburgs hat eine ziemlich achtenswerthe Stellung in technischer Beziehung errungen und wenn noch durch die bereits blühenden Institute zur Hebung des Kunsthandwerkes, wie die Gewerbeschule und das Gewerbe-Museum in Hamburg, auf die künstlerische Seite dieses Produktionszweiges ein veredelnder Einfluss genommen wird, so dürfte die Hamburger Möbelindustrie grosse Chancen für ihre Weltstellung haben. Die Möglichkeit billigen Bezuges fremdläudischer Nutzhölzer, die eigene Maschinen-Industrie (Ritter und Wieland), die vorzügliche Werkzeug-Industrie (Cattor und Graban) und die geringen Spesen beim Bezuge von Maschinen aus England, endlich die überaus günstigen Produktions-Verhältnisse des kleinen Staates, alles das zusammen sind sehr glückliche Vorbedingungen für eine derartige Industrie. Wie angedeutet haben schon mehrere Möbelfuhrikanten einen über die Markungen der Stadt hinausgehonden Geltung. Wir besuchten das Etablissement von F. Werner in der zweiten Alsterstrasse, dessen Werkführer, Herr F. J. Benjamin, als reeller Agent für amerikanische Holzbearbeituugs-Maschinen sich einen guten Ruf erworben hat,
Die Stellung dieses tüchligen Maschinisten hat eine für die Fabrik des Herrn Werner eigenthümlich gestaltende Wirkung gehabt. Es ist nämlich die Anwendung der Holzbearbeitungs-Maschinen neuester und vortbeilhaftester Konstruktion für die kleine Fabrik des Herrn Werner eine sprechend günstige Charakterisirung. Die in Amerika überaus stark eingebürgerto Verwendung des schiefstehenden Cirkularsägeblattes zur Hervorbringung von Nuten (Drunken-saw-apparatus) ist auch in dieses Etablissement vorgedrungen. Der bekaunte Fabrikant Smith in Smithville befestigt die schiefstehende Cirkularsäge zwischen zwei sich zu einer cylindrischen Walze ergänzenden keilartigen Scheiben aus Holz, die Kreissägeblätter haben 10 Centim. im Durchmesser, die dicken Zähne sind durch abwechselnde Schiefstellung der Feile in einer Weise geschliffen, dass ein Schränken überflüssig wird. Ausser einer im übrigen Deutschland bei der Möbelfabrikation noch verhältnissinässig selten in Verwendung stehenden Zapfenhobel- und einer Stemm-Maschine, die hier in voller frachtbringender Thätigkeit sind, fanden wir noch die Gehrungs-Schneidemaschine, für deren Einführung wir aus in Oesterreich ziemlich fruchtlos bemühen, in verschiedenen Konstruktions-Verbesserungen in Anwendung. Wir fanden jedoch nicht die Maschine von Shute, sondern die Patentschneide - Maschine von Hall, (nebenstehende Figur)

für gewöhnliche rechtwinklige Gehrung und die Universal-Gehrungsmaschiue von F. A. E Howard in Belfast, Staat Maine. Die letztere, welche zu jeder Gattung von Gehraungswinkel tauglich ist, scheint uns etwas gekünstelt und über das praktisch verwendbaren Maschinen vorgeschriebene Maass von Vielseitigkeit hinausragend. Die erste hingegen, welche aus einen gusseisernen, genau gerade gehobelten Gestelle und den zum Beschneiden der Kehlstösse bestinmten Messern besteht, welch letztere fix mit einander verbunden sind, ist einfach und hat sich auch in den Möbelfabriken von Werner, Kurzhals und Tlute, L. Bock und Sohn bewährt. Die Messer, welche, wie aus der Figar ersichtlich ist, zugweise schneiden, liefern einen sehr sauberen Schnitt sowohl in weichem Holz als auch bei gekehlten, polirten, harten Holzleisten. Die ganze Einrichtung der Maschine ist eine solche, dass sie sich kaum runieren lässt. Der Preis derselben ab Hamburg 30 Thlr. (90 Mark) stimmt mit jenem der Shute'schen Maschine ziemlich überein. Die meisten der übrigen und auch die oben angeführten Maschinen starmmen aus der weltbekannten Fabrik von C. B. Rogers & Comp. Norwich, Connecticut. Wir rechnen es der Fabrik als Verdienst an, dass sie für die ausgezeichneten Maschinen dieser Werkstätte erfolgreiche Propaganda macht, eine Propaganda, deren Spuren wir sogar bis Magdeburg und Torgau vorfolgen konnten.
Herr Werner gehört übrigeus zu den Gegnern des schwedischen Weichholzes, von dem er sagt, dass dasselbe wohl sehr zu Kehlarbeiten geeignet aber durchaus nicht dauerhaft, sei. Wir werden weiter unten Gelegenheit haben auf das schwedische Holz zurückzukommen. Als Polstermaterial verwendet Herr Werner in ausgedehntem Maasse
Spartogras.
Stockfabrik von H. C. Meyer.
Eine für den Import von transatlantischen Hölzern und Stuhlrohr äusserst wichtige Fabrik ist die Harburger Gummi- und Kamm-Compagnie H. C. Meyer in Hamburg, welche die Fabrikation von Spazierstöcken und Gegenständen aus Stuhlrohr in grossartigstem Maassstabe betreibt. Heinrich Christoph Meyer ist wohl eine der hervorragendsten Erscheinungen auf dem Gebiete der industriellen Entwickelung Europas in diesem Jahrhundert und da seine interessante Laufbahn und die Geschichte seiner Erfolge wiederholt Gegenstand literarischer Erörterungen waren, so verweisen wir nur auf das Werk: „Die Selbsthülfe“ von J. M.Boye und auf den gemeinnützigen Almanach für das Jahr 1870 von Schuback. Das Geschäft begann unter den kleinsten Verhältnissen am Anfauge unseres Jahrhunderts mit der Fabrikation von Stöcken; 10 Jahre nach der Begründung des Geschäftes (1818) war der Chef der Firmab schon unter dem noch heute geläufigen Namen Stock-Meyer bekannt. Im Jahre 1828 wurde die später Bartels’sche Fournierschneiderei begründet. In Jahre 1854 entstand die Stockfabrik in Harburg. Im Jahre 1867 wurde in Singapore eine Stockräucherei angelegt, im Jahre 1870 ist die Rohrwäscherei und Bleiche in Harburg eingerichtet worden.
Es ist uns nicht gelungen über die speciell der Stockproduktion und der Stuhllechterei, Schirm- und Rundrohr-Industrie dienenden Kräfte Daten zu bekommen; es liegt uns blos die Angabe vor, dass die gesammte Fabrikution der Firma gegen 1200 Arbeiter beschäftigt, welche einen Gesammt-Verdienst von 17,600 Reichsmark per Jahr beziehen. Die Betheiligung der Firma an der Wiener Weltausstellung in mehreren Gruppen war eine sehr auffallende, namentlich das Hartgummi-Monument lenkte die Aufmerksamkeit der Besucher auf das genannte Haus. Das verhältnissmässig bescheidene Auftreten mit Rohrerzeugnissen in der Gruppe VIII erwarb damals der Firma die Fortschritts-Medaille. Die jährliche Produktion an Stöcken beträgt 175,000 Dutzend im Werthe von 780,000 Reichsmark. An spanischem Rohr werden 900,000 Pfund Stuhlrohr, 500,000 Pfund Rundrohr, 10,000 Packete á 100 Stangen Schirmrohr, 350,000 Pfd. Flechtrohr im Gesammtwerthe von 1,850,000 Reichsmark producirt. Wenn man von diesem Quantam Flechtrohr einen einzigen Faden konstruiren würde, so würde dessen. Länge der 9-maligen Aequatorlänge, d. i. also der Entfernung zwischen Erde und Mond gleichkommen. Das Material zur Fabrikation von Stöcken ist in erster Linie spanisches Rohr, Gummi, Fischbein und Holz für 250 verschiedene Sortimente.
Zu den Holzsorton im weitesten Sinne des Wortes gehören wohl auch Palmen, Zuckerrohr, Cubareben, Bambus, Pfefferrohr und zwar schwarz, gelb und chinesisch gebeiztes, Tonkins, Jambes dienen ähnlich dem Pfefferrohr, Partridge, Wartycrabs, Cocos-Holz (für rundgehobelte Schirmstöcke) etc. Etc. Das Spalten des spanischen Rohres wird in den Hamburger Werkstätten mit der bekannten sinnreichen Rohrspalt-Maschine bewerkstelligt. In Oesterreich hat sich eine Fabrik in kleinem Maassstabe von Platzer & Solı in Koritschan etablirt. Diejenigen Theile des spanischen Rohres, welches die Cylinder-Oberfläche desselben bildend, nach dem Herausspalten eines Kernstückes abfallen, dienen zum Flechten der Stuhlsitze.
Ausserdem werden noch Reifrock-Rohr, Peddig-Rundrohr - (zu feinen Korbarbeiten), Schirmrohr und Rohrfussmatten erzeugt. Der Hauptplatz für den Bezug des Rohstoffes sind Borneo im ostindischen Archipel, Singapore und Batavia. Interessant ist, dass das Rohr als innere Wandbekleidung der Reis-Importschiffe dient, wodurch die Fracht eine äusserst billige wird. Einer der grössten Reis- Importeure, Herr Wahrman, liefert auf diese Weise grosse Quantitäten von Rohr an die Firma H. C. Meyer.
Klavierfabrik von J. C. Iserman.
Unter den Fabriken Hamburgs, welche Holz verarbeiten, ist noch die Klavierfabrik von J.C. Iserman zu nennen, obwohl dieselbe nicht eine rein holzverarbeitende Fabrik ist. Dieselbe befasst sich lediglich mit der Erzeugung von Klavier-Mechaniken und verkauft dieselben an die Klavierfabrikanten, welche die Särge dazu verfertigen. Es wird hauptsächlich Weissbuchenholz und russisches Birkenholz für die Klaviaturtheile verwendet, ferner des hübschen Aussehens wegen Cedernholz für die Seitentheile der Rahmen, welche aber auch aus Rothbuchenholz verfertigt werden könnten; ferner Ahornholz und Florida-Cedernholz für Hammerstiele. Endlich kommt auch noch einiges Eichenholx aus Russland zur Verarbeitung. Die in der Fabrik verwendeten Maschinen wurden fast ausschliesslich von Ritter in Altona bezogen, ausserdem stehen einige amerikanische Hobelmaschinen in Verwendung; Cirkularsägen, Blockgatter mit Tischführung; die Sägegatter machen 200 - 250 Touren.
Die Fabrik beschäftigt 800 Arbeiter; die Arbeitstheilung ist unendlich weit gediehen, weiter als dies selbst bei den amerikanischen Fabriken der Fall sein soll. Die Entlohnung der Arbeiter geschieht nach Zeit, weil die Arbeiter den Stücklohn wegen der darin liegenden Ausbeutung nicht wünschen. Das Etablissement erzeugt täglich 42 - 45 Klaviaturen, arbeitet aber gar nicht auf Lager, da alle Klaviaturen am Tage ihrer Vollendung bereits verschickt werden. Eine vollständige Klaviermechanik mit 85 Tönenkostet 17 Thlr. (51 Mark). Die Mehrzahl der Mechaniken geht nach Berlin und Stuttgart, es werden aber solche auch nach Norwegen, Schweden und Amerika versendet, Auffällig erschien in dieser Fabrik die verhältnissmässig geringe Verwendung der Maschine, obwohl eine 40 pferdige Dampfmaschine in Betrieb steht und in der neuen, vergrüsserten Fabrik eine solche von 75 Pferden aufgestellt werden wird. Es giebt aber eine Menge von Einrichtungen in dieser Fabrikation, welche sehr wohl durch Maschinen besorgt werden könnten, nämlich alle diejenigen, bei welchen es nicht auf die Genauigkeit der Arbeit, sondern nur auf deren Gleichmässigkeit ankommt. So z. B. die Herstellung der Drahtstifte, das Umbiegen und Schranben derselben, das Bohren u. s.w.
Von Dr. Gustav Marchet, Professor an der k. k. Hochschule fir Bodenkultur in Wien, und Regierungsrath Dr. W. F. Exner, Professor an der k. k. Hochschuöe für Bodenkultur, Honorar-Docent an der Handels -Hochschule in Wien.
Mit statistischen Tabellen, in den Text eingedruckten Holzschnitten und einem Atlas von 16 lithographirten Tafeln.
Weimar, 1876. Verlag Bernhard Friedrich Voigt. Voigt, Weimar, 1876
Wie aus diesen Tabellen hervorgeht, lässt sich der Holzhandel Hamburgs in zwei Theile zerlegen, in jenen mit ausländischen und jenen mit inländischen Hölzern. Wir wollen zuerst den Handel mit ausländischen, überseeischen Hölzern besprechen, da Hamburg in dieser Richtung als einer der bedeutendsten Plätze in Europa gelten muss. Die Hauptrolle spielen Mahagoni, amerikanischer Nussbaum, das Cedern- und Jacarandaholz und einige Farbhölzer, insbesondere das Blauholz. Der Verkehr in Farbhölzern entwickelt sich aber bei weiten nicht so stark als jener in andern ausländischen Nutzhölzern, ja erfuhr insbesondere in den letzten Jahren sowohl der Größe der Ein- und Ausfuhr nach, als auch im Preise einen nicht unbedeutenden Rückschlag.
Die hauptsächlichsten Bezugsquellen für ausländische Nutzhölzer sind die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die mexikanische West- und Ostküste, St. Domingo, Venezuela, Nikaragua und Brasilien. Eine bemerkenswerthe Menge solcher Nutzhölzer kommt auch über Bremen nach Hamburg. Der Verkehr mit den Möbelhölzern liegt in den Händen der Makler, Die Hölzer kommen über Sees, ohne dass sie gekauft oder bestellt sind, an die Makler und wird der Verkauf derselben in Hamburg durch diese im Auktionswege besorgt. Bei Möbelhölzern kommen „schwimmende Verkäufe“ fast nie vor.
Der Vorgang und die Usancen bei den eben erwähnten Auktionen dürften interessant genug sein, um mit einigen Worten geschildert zu werden. Die Hölzer werden aus den grossen Schiffen, in welchen sie über den Ozean gekommen sind, in kleinere verladen und laufen in diesen in den Hamburger Hafen ein.
Sie werden dann auf die Lagerplätze der Makler gebracht, Es besteht ein Central-Lagerplatz für Nutzhölzer, speciell für Mahagoni bei Rothenburgsort an der Elbe mit engstem Anschluss an die Bahngeleise.
Hierauf erfolgt die Messung der Hölzer und zwar geschieht diese durch den beeideten Messer*); auf dem Central-Lagerplatz für Mahagoni durch die Makler-Firma J. F. Müller, welche für Mahagoniholz die hervorragendste ist. Müller beschäftigt auf seinem Lagerplatze 50 - 60 Arbeiter gegen einen Tagelohn von 1 Thlr. bis 1 Thlr. 10 Sgr. (3-4 Mark).
Buchsbaum, Cedern für Bleistifte, Eben-, Jacaranda- und Pocklolz wird nach Gewicht per 100 Pfd. (60 Kilogrm.) verkauft mit Abschlag per 3 % und gut Gew. 1%, Cedern für Cigarrenkisten und Mahagoniholz (incl. Pyramiden) wird nach 1/100 Kubikm. verkauft. Wenn die Handelsverhältnisse dem Makler günstig erscheinen, veranstaltet er eine Auktion. Die Waare wird vor der Auktion vom Käufer am Lagerplatz besehen und ohne die mindeste Refaktie in deutscher Reichsmünze veräussert. Die gekaufte Waare ist innerhalb 14 Tagen zu übernehmen mit 1 % Dekort für Baarbezahlung. Was nach 14 Tagen nicht übernommen und bezahlt ist, wird ohne gerichtliche Procedur für Rechnung des Käufers wieder verkauft. Etwaige Irrthümer am Masse oder in der Berechnung müssen vor der Übernahme, jedenfalls vor Ablauf von 14 Tagen angezeigt werden; nach dieser Zeit oder, wenn das Holz bereits vom Platze weggenommen ist, findet eine Vergütung nicht mehr statt. Zu den Auktionen werden von Seite der Makler Kataloge vertheilt, in welche jedes Stück speciell verzeichnet, dessen Länge, Breite, Dicke und Kubik-Inhalt genau angegeben ist. Es wird manchmal Stück für Stück, Block für Block, in der Regel aber im Caveling (mehrere Blöcke oder Stücke, 5 - 10) licitirt. Der auktionierende Makler ist nicht gehalten ein ihm nicht konvenirendes Augebot, wenn es auch das letzte wäre, anzunehmen. Es ist eine nur durch grosse Übung und Sachkenntniss mögliche Leistung, welche der leitende Makler bei einer solchen Auktion zu Wege bringt, da er für den Werth eines jeden einzelnen Blockes - oder Cavelings sich bis auf den Pfennig (es wird in Pfennigen Reichsmark geboten) Rechenschaft geben muss.
Wir haben einer solchen Auktion angewohnt und die Leistung des 70jährigen Chefs der Firma J. F. Müller um so mehr bewundert, als die Annahme oder Ablehnung eines Angebotes in wenigen Sekunden geschieht. Diese Schnelligkeit ist auch nöthig, wenn man bedenkt, dass in einem höchstens zwei Tagen auf einer solchen Auktion oft 6000 und mehr Blöcke Mahagoni, Nussbaum, Jacaranda u.s.w. und 5-6000 Stück verschiedener anderer Holzgattungen verkauft werden. Konvenirt dem Makler das letzte Angebot, so schlägt er das Holz zu und stellt einen Schlusszettel aus. Bei einigen Maklern steht der Makler gegenüber Käufer und Verkäufer ein und nimmt das Risiko der Zahlung auf sich in ähnlicher Weise wie dies z. B. bei den Börsensälen in Wien der Fall ist, wenn sie ihre „Hand“ nicht nennen.
*) In neuester Zeit macht sich in Hambur eine Agitation für Obligatorische Messung bemerkbar, die aber bisher erfolglos geblieben ist.
Das Messen der Hölzer
In Hamburg wurde neuerdings eine Einigung über die Messung und Wägung ausländischer Nutzhölzer erzielt und am 22. Dezember 1871 ein revidiertes Regulativ von der Handelskammer erlassen. Ein solches Regulativ wäre für alle bedeutenden Holzhandelsplätze mit Rücksichtnahme auf die herrschenden Usancen und Hauptwaaren - Formen äusserst zweckmässig. Die Erlassung solcher Regulative, eine gewissenhafte Handhabung vorausgesetzt, ist ein wesentliches Mittel zur Hebung des Kredites oder besser gesagt der kaufmännischen Geltung eines Handelsplatzes und unterstützt mächtig den Aufschwung jedes derartigen Handels - Emporiums.
Das Regulativ enthält aber auch eine Reihe von technischen Details, welche wohl in die vorliegende Schrift aufgenommen zu werden verdienen. Die Handelskammer stellt sachverständige Messer an und beeidet dieselben. Das Messen ist überdies kein ausschliessliches Privilegium und die Parteien können selbstverständlich, wenn sie miteinander einverstanden sind, nach jeder sonstigen Messungsweise auch die Messung vornehmen lassen, durch wen sie wollen, doch gilt, wenn eine solche ausdrückliche Verabredung nicht stattgefunden hat und in streitigen Fällen das von den beeideten Messern ermittelte Maass.
Die angestellten Messer haben mindestens einen Gehilfen für dieses Fach auszubilden. Der Betrieb von Geschäften mit Holz ist den Messern nicht gestattet. Über die von ihnen vorgenommenen Messungen haben sie genau Buch zu führen und denjenigen, welche den Auftrag ertheilt haben, die genaue Erhebung schriftlich und durch ihre Unterschrift bekräftigt zuzustellen. Die ausgefertigten Angaben haben zu enthalten: das Verkaufsmaass und eine Besprechung der Beschaffenheit eines jeden Balken ob gesund oder mit Fehlern behaftet, Angabe der letzteren u. s. w. Auf Verlangen des Importeurs kann auch das Brutto-Maass eines jeden Blockes angegeben werden und das Gewicht jedes einzelnen Blockes, wie dasselbe bei der Landung ermittelt wurde, verzeichnet werden. Dasselbe kann auch auf jedem Block deutlich erkennbar mit einem Stempel angegeben worden. Die Messung behufs des Verkaufs geschieht nach dem Grundsatze, dass der Käufer das ermittelte kubische Maass in brauchbarem Holze wirklich vorfinden muss und sind dabei folgende Regeln zu beobachten.
Bei jedem einigermaassen regelrecht und winkelrecht behauenem Blocke ist in der Länge zwischen den kürzesten Enden an beiden Seiten 3 Centim. als Vergütung für schon vorhandene oder noch entstehende Luftrisse im Hirnholz abzuschlagen und die übrige ganze Länge in Metern und Centimetern zu messen. Die Breite ist doppelt auf der oberen und unteren Seite per Centimeter zu messen.
und darnach der Durchschnitt zu berechnen (wobei sich ergebende Bruchtheile eines Centimeters keine Berücksichtigung finden), Es ist dabei die gerade Linie, welche die Säge beim Zurichten nehmen wird, vorauszusetzen und bleiben alle vorragenden Theile unberücksichtigt. Ein gleiches Verfahren, wie das eben geschilderte, wird bei der Dicke-Ermittelung angewendet.
Bei keilförmigen Blöcken und Stücken ist unter allen Umständen die Länge in gewöhnlicher Weise zu messen, die zu berechnende Breite, resp. Dicke ist dagegen an dem schmäleren oder dünnerem Ende scharf zu messen.
Blöcke mit ausgeklinkten Enden werden in zwei Theilen gemessen, wenn der Block eine Länge von mehr als 2 Meter hat und die Ausklinkung 6 Centim. übersteigt. Blöcke unter 2 Meter Länge werden stets nur ein Mal gemessen. Ist am Ende eines Blockes eine kurze Ausklinkung, so wird solche in der Länge vergütet.
Bei Blöcken, welche im Kerne sichtbar faule oder hohle Stellen als Olm, Spak, Borke und wirkliche Löcher enthalten, muss als Ersatz dafür nach Billigkeit etwas von der Länge in Abschlag kommen.
Finden sich auf der Fläche faule Äste, Vertiefungen oder Löcher, so ist diesem Befunde gemäß, resp. in der Breite oder Dicke ein Centimeter oder „unter besonderen Umständen noch mehr“ in Abschlag zu bringen. Finden sich solche Äste nahe am Ende, so ist nach Billigkeit nur in der Länge ein verhältnismässiger Abschlag zu machen.
Bei Pyramiden-Blöcken wird für die am Kopfe befindliche sogenannte Gabel oder Krücke (die noch daran befindlichen Äste) bei der Länge ein entsprechender Abschlag gemacht.
Für schwache Risse findet keine Vergütung statt, dagegen ist für tief eingehende Luftrisse ein genügender Abschlag in der Breite oder Dicke zu machen. Finden sich jedoch Spalten, so ist etwas in der Länge abzuschlagen und die Breite oder Dicke nach sorgfältiger Untersuchung der Spalten der Billigkeit gemäss festzustellen.
Etwas Splint an den scharfen Kanten, sowie wenige feine Wurmlöcher kommen nicht in Betracht. Finden sich aber ungewöhnlich starker Splint, sowie Wurm- oder Bohrlöcher in großer Menge oder von auffallend grosser Beschaffenheit, oder sonstige wesentliche Fehler oder Defekte, so ist als Ersatz hierfür nach Billigkeit ein Abschlag bei der betreffenden Dimension zu berechnen. Gleiches gilt für Blöcke mit Wahnkanten (wane).
Bei krummen Blöcken findet die Regel der Messung der geraden Linie keine Anwendung; es ist aber hierbei in der Breite oder Dicke, nach Befund des jedesmaligen Falles, ein mässiger Abschlag zu machen.
Die Ermittelung des Frachtmaßes geschieht, sofern nicht eine besondere Vereinbarung stattgefunden hat, nach folgenden Regeln:
a) Die Länge wird zwischen den äußeren Enden, wobei alle Spitzen und Vorsprünge in Betracht kommen, per Meter und Centimeter gemessen,
b) Die Breite wird an beiden Enden und in der Mitte, also drei Mal mit einem Winkelstock per Centimeter gemessen und daraus der Durchschnitt genommen, wobei Bruchtheile eines Centimeter keine Berücksichtigung finden sollen. Die Dicke wird in entsprechender Weise gemessen.
Technisches über Importhölzer:
Wir durchwanderten den „Vereinigten Mahagoni-Lagerplatz“ der Hrn. J. F. Müller & Comp. vor Abhaltung der oben erwähnten Licitation und verzeichneten die damals dort aufgestapelten Holzvorräthe ihrer Gattung nach. Wir glauben nun durch die Wiedergabe der damals gesammelten und später vervollständigten Notizen unsern Lesern einen näheren Einblick in dieses Geschäft geben zu können.
Wir fanden folgende Holzgattungen mit den beigefügten Provenienzen in größeren oder geringeren Quantitäten.
Mahagoni, Acajou. Dieses edle Holz stammt von dem Baume Swietenia Mahagoni L. aus der Familie der Cedrelaceaen R. Br. Die schöne gelbrothe, braunrothe bis dunkelbraune, an der Luft stark nachdunkelnde Farbe, die überaus geringe Breitenschwindung,die Festigkeit, grosse Adhäsion zum Leime und bedeutende Widerstandsfähigkeit gegen Wurmfrass, seine Schnitzfähigkeit u. s. w. haben dieses Holz einer grossartigen Verwendung in der Möbeltischlerei zugeführt. Die Farbe und Zeichnung des Mahagoni ist überaus verschieden, namentlich unterscheidet man schlichtes, gestreiftes und Pyramiden-Mahagoni. Das schlichte ist am wenigsten geschützt, die Möbeltischlerei legt dagegen einen hohen Werth auf die verschiedenartig gestreiften Mahagonisorten. In Frankreich sind eine Reihe von Bezeichnungen für die mannigfaltigen Texturen entstanden, so z. B.: acajou veiné, moiré, chenillé, moucheté, ronceux. Das Pyramiden-Mahagoni wird jenem Theile des Baumes entnommen, an welchem sich der Stamm in zwei Äste gabelförmig theilt. An dieser Stelle zeigt das Mahagoni überaus reizende Figuren. Im Hamburger Handel wird nur das schlichte und gestreifte einerseits, das Pyramiden-Mahagoni andererseits unterschieden. Härte und Gewicht des Mahagoniholzes sind sehr schwankend; namentlich ändert sich diese Eigenschaft mit der Provenienz des Holzes, so wurde am Mahagoni aus den Honduras-Ländern ein spezifisches Gewicht von 0,578, aus Domingo von 0,755 - 0,878, aus Afrika von 0,945, aus Haiti von 0,820 - 1, endlich ans Guadaloupe von 1,04 nachgewiesen.
Der Baum, welcher das Mahagoni liefert, erwächst in West-Indien und in den benachbarten Gegenden des amerikanischen Festlandes bis zu 26 und 30 Meter Höhe und sehr bedeutender Dicke. Es kommt daher das Holz in sehr bedeutenden Dimensionen. (bis zum Gewichte von 5,500 Kilogrm.) in den Handel. Solche stark dimensionierte, schlichte Blöcke sind es auch, welche man in Hamburg zur Erzeugung der Messerfournire verwendet. Bekannt wurde das Mahagoni erst am Ende des 16. Jahrhunderts, als es von Trinidad aus nach Europa gebracht wurde; aber viel später gegen das Ende des 17. Jahrhunderts konnte man das Mahagoni erst als Handelsartikel betrachten. In Frankreich trat es am Ende des vorigen Jahrhunderts in Verwendung; grössere Bedeutung für Frankreich erlangte es erst durch die Spanier, welche es im Anfange dieses Jahrhunderts aus St. Domingo nach dort verhandelten. Das Mahagoni wurde anfänglich in jenen Ländern, in welchen es wächst, als Bauholz verwendet, heute ist es durch die bedeutende Preissteigerung ausschließlich der Möbeltischlerei vorbehalten. Die Hauptprovenienzen von Mahagoni sind der Qualität des Holzes nach geordnet: Afrika, Westindien, Mexiko und die Hondurasbay-Länder, Brasilien und Ostindien.
Das afrikanische Mahagoniholz, welches zwar durchaus nicht zu den schönsten Sorten gehört, aber technisch ganz vortrefflich ist, es wird vom Senegal aus verschifft und stammt von der Swietenia Senegalensis, hat für den hamburgischen Handel keine Bedeutung. Das ostindische schlichte*) und das unter dem Namen Boca del Toro von New Yorker Schifffahrern an der Ostküste von Columbia in Central-Amerika gewonnene, jüngster Zeit in den Hamburger Handel eingeführte Mahagoniholz, fanden keinen besonderen Anklang.
Die grösste Beliebtheit und relativ hohe Preise erlangt auf dem Hamburger Markte das Mahagoni von Tabasco. In enormen Quantitäten erscheint dieses Holz immer mehr und mehr wieder auf dem Hamburger Markte, findet reißenden Absatz und wird stets neu begehrt.
Tabasco ist der Name eines Flusses, welcher sich in den Golf von Vera Cruz in der südlichsten gegen Central-Amerika zu gelegenen Provinz Mexikos bei der Stadt St. Jago di Tabasco ergießt. An diesem Fluss liegt die Stadt gleichen Namens, wohl auch Villa Hermosa de San Juan Bautista genannt. Vom Tabasco-Mahagoni erscheinen sowohl schlichte und gestreifte Sortimente als auch Pyramiden in dem Handel. Sie werden sämmtlich, wie die Mehrzahl westindischer Sorten höher bezahlt als das Mahagoni aus Honduras, obwohl auch dieses noch zu den geschätzten Sortimenten gehört**)
Mahagonihölzer von Cuba, Haiti und Jamaika etc., welche im französischen Handel unter dem Namen acajou espagnol und auch sonst als spanisches Mahagoni bezeichnet werden, sind vorzügliche Sortimente.
*) Aus dem Hafen Moulmain.
**) Aus dem Gebiete eines Nebenflusses des Coatracoalca im Staate Tabasco, dem Flusse Uspanapam, wird schlichtes und gestreiftes Mahagoni bezogen.
Die wichtigsten Handelsplätze auf der Insel Haiti sind: St. Domingo (von großer Bedeutung für schlichtes, gestreiftes und Pyramiden-Mahagoni), dann Monte Christi und Puerto Plata, beide auf der Nordseite (ebenfalls für alle Gattungen Mahagoni sehr geschätzt), in nordwestlichsten Theil der Insel Cap Haiti (von wo vorwiegend Pyramiden-Mahagoni bezogen wird), an der Westküste selbst Port au Prince (blos für schlichtes und gestreiftes Mahagoni), und Aux Cayes mit seinem Hafenort Aquin (für schlichtes und Pyramiden- Mahagoni ), endlich Samaná, welches ebenfalls gestreiftes und Pyramiden-Mahagoni von gutem Preise liefert.
Cuba liefert zunächst schlichtes und gestreiftes Mahagoni von ausgezeichneter Schönheit, leider sind die Vorräthe schon bedeutend erschöpft und die Zufuhr nach Hamburg gering; in letzterer Zeit konnte man noch am häufigsten Sendungen aus Monte Christi begegnen. Man rühmt dem Mahagoni, welches auf Haiti erwächst, eine sehr warme Farbe und feine dicht gelagerte Faser nach, während jenes von Cuba zwar dichtes aber grobes Korn und daher ein höheres Gewicht, aber weniger lebhafte Farbe zeigt*).
An Wichtigkeit zunächst den angeführten Bezugsorten ist zu nennen: Minatitlan, ein Flecken in Guatemala in Centralamerika gelegen. Es kommt von dort schlichtes und gestreiftes Mahagoni in bedeutenden Quantitäten, welches sehr beliebt ist und gute Preise findet. Es ist schlank, und breit dimensioniert, aber weicher als jenes von Tabasco. Von der Ostküste Mexikos ist außer demeben angeführten Minatitlan dem schon erwähnten Tabasco und den dieselbe Provenienz andeutenden Chiltepec noch zu erwähnen: Laguna (Carmen) und Tlacotalpan, welche beide Häfenorte aber nur selten Pyramiden-Mahagoni liefern.
Wenn man die Ostküste Central- Amerikas weiter nach Süden verfolgt, so gelangt man in die Hondurasbai-Länder. Diese liefern ein weniger geschätztes Produkt, das übrigens der Botaniker Schiede auch einem andern Baum, nämlich der Swietenia multijuga Schiede zuschreibt. Es hat größere Poren, zartes Korn und ist leicht zu bearbeiten; seine Farbe ist licht, wenig geadert, die Spaltbarkeit gering. Es kommt mit großen Abmessungen und relativ niedrigem Preise in den Handel. Es hat außer für Hamburg auch noch für den französischen Holzhandel Bedeutung. Die versuchsweise Verwendung zum Baue von Schiffen und zu Eisenbahnschwellen in Honduras ist an der geringen Dauerhaftigkeit des Holzes gescheitert, dagegen wird es für Tischlerei- Arbeiten geschätzt. Sein Preis ist in den letzten Jahren nicht unmerklich gestiegen, denn die Zufuhr nach Hamburg ist sehr gering geworden, ohne dass die Nachfrage gleichem Maaße gesunken wäre. Manche schätzen das Holz der Hondurasbai-Länder selbst höher als jenes aus Cuba und Jamaika, Die Ostküste Amerika‘s weiter verfolgend passieren wir das schon genannte Boca del Toro und gelangen zu dem Hafen S. Marta des Staates Neu-Granada. Der wichtigste Platz der Küste von Venezuela ist Puerto Cabello für schlichtes und gestreiftes Holz.
*) Von Cabarita, einer Insel an der Mündung des gleichnamigen Flusses auf Jamaika, wird schlichtes, gestreiftes und Pyramiden-Mahagoni verhandelt.
Von den brasilianischen Holzverschiffungshäfen ist Bahia der bedeutendste, doch ist er für Mahagoni wenig bemerkenswerth.
Die Westküste hält den Vergleich in Bezug auf Provenienz des Mahagoni mit der Ostküste Amerika‘s lange nicht aus. Ein wichtiger mexikanischer Hafen für schlichtes und gestreiftes Holz ist Tonala.
Die geringsten Sorten von Mahagoni, solche, welche überaus leicht, weich und porös sind, daher zu feinen Arbeiten an der Außenseite der Möbel, zu eingelegten Arbeiten und Marqueterie nicht taugen, erscheinen im Handel unter der speziellen Benennung Zuckerkistonholz (Acajou femelle, batard, decaisse). Solches Holz wird unter anderm auch von Ländern bezogen, die sonst renommiertes Produkt liefern wie z. B. aus Aux Cayes auf Haiti. Indessen ist dieses Zuckerkistenholz doch ein sehr wichtiger Artikel von weitgehender Verwendung, so z.B. für das Innere von Möbeln.
Nach Dupont unterscheidet man in Frankreich überhaupt zwischen Acajou males oder vrai und femelle oder faux, je nachden „die Inkrustation ihrer Gefässe dunkel oder licht ist“; übrigens bezeichnet man mit dem Worte Acajou femelle auch verschiedene Surrogate des Mahagoni. Hierher gehört Anacardium occidentale L. (von Anucardiaceae R. Br.) der westindische Nierenbaum, Kaschou-, oder Acajoubaum Westindiens. Das Holz, welches unter . dem Namen weißes Mahagoni- oder Acajouholz vorkommt, ist sehr hart, viel leichter als echtes Mahagoni, öfters mit Sprüngen und Ritzen versehen, wird aber dennoch vielfach verarbeitet. Die Samen sind unter dem Namen Elephanten-Läuse bekannt; auch liefert der Baum den Acajougummi.
Was den anatomischen Bau des Mahagoni anbelangt, so verweise ich wie auch für alle noch zu besprechenden außerouropäischen Hölzer auf das Werk „die Rohstoffe des Pflanzenreiches” von Prof. Dr. Julius Wiesner, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann 1875, welches hier vollkommen verlässlich ist. .
Das Cedernholz. Unter diesem Namen erscheint eine Reihe von Hölzern, welche den verschiedensten Pfanzenfamilien entstammen, die ihrerseits wieder an an verschiedensten Orten der Erde angesiedelt sind. Das eigentliche oder echte Cedernholz stamnt von Cedrus Libanotica Lk. aus der Familie der Abietineae Rich.,einem in Kleinasien am Libanon-Gebirge und dessen Ausläufern heimischen Baume, kommt aber heute gar nicht mehr in den Handel. Ebenfalls von verschwindender Bedeutung für uns ist die derselben Pfanzenfamilie augehörige Cedrus Deodara, welche in Nepal, Kaschmir und Klein-Tibet unter dem Namen Himalaya-Zeder erwächst. Das Holz dieses schönen und hohen Baumes ist fest, braun geadert und außerordentlich dauerhaft. Es ist dies ein vorzügliches Nutzholz, das jedoch im europäischen Handel kaum auftritt. Auch ein afrikanisches Vorkommen ist zu verzeichnen; es ist dies das Holz des Cedernbaumes vom Cap: Wildringtonia Juniperoides Endl. aus der Familie der Cupressineae Rich, die wachholderähnliche Widdringtonie. Es wird dieses Holz am Fundorte and auch in geringer Menge in Europa verwendet, an ersterem, unverbürgten Nachrichten zu Folge, zum Schiff- und zum Häuserbaue, bei uns als Kunsttischlerholz. .
Wichtiger als die vorgenannten sind folgende Arten:
1. Cupressus thioides L.*) ans der Familie der Cupressineae Rich., die Kugel-Cypresse, ein Baum, der sowohl einen sehr grossen Umfang als eine beträchtliche Höhe (20 - 25 Meter) erreicht; es werden herrliche Balken bis zu 10 Meter Länge ohne jeglichen Fehler daraus gewonnen. Das Holz ist gelbweiss, gestreift, sehr leicht, wird zu Kähnen, Fässern und als Bauholz verwendet, hat an der Luft eine bedeutende, unter der Erde aber eine geringe Dauerhaftigkeit. Es führt dieses Holz auch den Namen weisses Cedernholz.
II. Die Bezeichnung rothes Cedernholz tragen wieder mehrere Arten:
a) Das Holz von Icica Caranna H. B. K. aus der Familie der Burseruceae Endl. Caranna liefernde Icica, Hyowam, auch Caranna oder Wahli genannt; ein mexikanisches, gelblich-roth gestreiftes, sehr hartes Holz, wegen seiner Dauerhaftigkeit beliebt, das zu allerlei Gegenständen verarbeitet wird.
b) Cedrela australis in Neu-Süd-Wales und Queensland.
c) Cedrela odorata. Dieser Baum liefert jenes Holz, das im europäischen und auch im Hamburger Holzhandel sehr häufig vorkommt. Die Cedrela odorata erwächst in Havanna und führt ihres edlen und starken Geruches halber auch den Namen Pfefferholz; es hat ein weniger feines Korn, als das echte Iybanonische Cedernholz. Die Farbe des Kernes ist zimmtbraun, der weisse Splint wird gewöhnlich technisch nicht verwendet. Die Jahresringe sind bis zu einen Centimeter breit und mit freiem Auge deutlich sichtbar; ebenso erkennt man ohne Schwierigkeit die Gefäße und gröberen Markstrahlen. Das Holz ist weich und leicht, vollkommen spaltbar, hat einen matten Glanz und schmeckt bitter. Sehr ähnlich ist diesem Holz in den Eigenschaften jenes der Cedrela Guianensis Aubl. auch Guaruma aniba aus der Familie der Laurineae.
Diese beiden Arten des Cedrela- oder Cedernholzes werden im Handel nicht unterschieden, nur kommt das letztere im französischen Holzhandel häufiger als das erstere vor und zwar unter dem Namen Cedre rouge oder acajou de la Guyane auch acajou femelle. Dupont behauptet, dass die guianische Cedrela bei Tischlerarbeiten einen schöneren Effekt biete, als die westindische Cedrela; es ist übrigens möglich, dass diese Bevorzugung auf Rechnung der Vorliebe für die nationale Colonie zu setzen ist. Wenn, wie in Karmarsch Technologie 5. Auflage I. Bd. pag. 643, behauptet wird, dass das Holz der westindischen Cedrela odorata wohl selten oder gar nicht nach Deutschland gelange, so ist dies wohl ein Irrthum, denn im Gegentheil bildet gerade dieses Holz ein bedeutendes Quantum des in Deutschland verhandelten Cedern- oder Cigarren -Kistenholzes.
*)nach Michaud: ´l Histoire des arbres forest de l’Ameriqus sept. II, pag. 20
Der Hauptverschiffungs-Hafen für Hamburg ist Puerto Plata auf Haiti.
III. Die in Beziehung auf Qualität und Quantität wichtigste Art unechten Cedernholzes stammt aus den Südstaaten Nordamerika’s (massenhaft im Staate Maine) und Mexiko und wird von dort sowohl von der West- als Ostküste nach Europa und insbesonders nach Hamburg exportirt. Es ist dies das Holz von Juniperus virginiana L. aus der Familie der Cupressineae Rich., die virginische Ceder auch virginischer Wachholder, genevrier de Virginie, Cedre a crayons, Bleistiftholz. Der Baum erwächst bis zu 12 Meter Höhe, des Holz hat feine aber deutlich sichtbare Jahrringe; das Herbstholz ist dunkler als das Frühlingsholz, das Kernholz ist lebhaft hell röthlichbraun, die Jahrringe ins Purpurrothe spielend, ebenso die Markstrahlen. (Der Splint ist gelblich, des Mark kaum wahrnehmbar.) Es Ist leicht spaltbar und glänzend, sehr weich, von überaus feinem Korn und großer Dauerhaftigkeit, der Geruch ist schwach aber angenehm und es widersteht dem Wurmfraß vollkommen. Die Hauptverwendung sind: feine Möbelarbeiten, namentlich das Innere der Schubladen und Kassetten, zum Fassen der Bleistifte und zur Erzeugung von Klaviatur-Hämmern. Das im Preise hochstehende und am meisten gerühmte Cedernholz der eben in Rede stehenden Art ist die Florida-Ceder, einer der wichtigsten Artikel des Hamburger Holzhandels.
Viel weniger geschätzt und deshalb auch viel billiger sind die cubanischen und mexikanischen Sorten von Tabasco, Tlacotalpan und Punto Arenas. Noch weniger werthvoll sind die Vorkommen der mexikanischen Westküste. Die letztangeführten Sortimente stammen wahrscheinlich auch nicht von Juniperus, sondern von Cedrela her.
Der Vollständigkeit halber erwähnen wir noch:
IV. Das weisse Cedernholz der canadischen Thuja occidentalis L. ein Kernholzbaum Nord-Amerika's, dessen Stanım einen schmutzigbraunen Kern und gelben Splint enthält. Auch dieses Cedernholz dient zu feinen Tischlerarbeiten, ist übrigens vom Holze des gemeinen Wachholders kaum zu unterscheiden. (S. Wiesner 1 pag. 627), Endlich
V. Das schwarze Cedernholz, Cedre noir von Nectandra Sp. in Guiana und Brasilien. Es ist tiefbraun gefärbt, glänzt auf der Spaltfäche seidenartig, auf der Hirnfläche fettig, hat einen an Vanille erinnernden Geruch, und mit freien Auge leicht erkennbare, 2 - 4 Millim. breite Jahrringe.
Ein anderes überaus wichtiges Nutzholz amerikanischer Provenienz ist das der Juglans nigra L. Das amerikanische Nussholz unterscheidet sich vom europäischen (der Juglans regia) dadurch, dass ersteres einen seidenartigen Glanz und eine auffallende ins Graue spielende braune Farbe besitzt. Im Übrigen ähnelt es sehr dem Holze des in Europa häufig cultivirten Wallnussbaumes; es hat sehr kenntliche Markstrahlen, scharf geschiedene Jahrringe, eine dunkle und eine lichte Partie in denselben, grosse Poren oder Gefässe, ist leicht spaltbar und von eminenter Bearbeitungsfähigkeit. Das amerikanische Vorkommen ist schlicht oder schön gestreift, und ausgezeichnet zur Herstellung von Fournieren geeignet. Das amerikanische oder besser canadische Nussholz, für welches die wichtigsten Bezugsorte Quebec, Saguenay, Saint John, Brunswick und Montreal sind, kommt entweder per Eisenbahn nach New-York und Baltimore oder per Mississippi nach New-Orleans, und von diesen beiden Hafenorten nach Hamburg, Das vom Mississippi ist in der Regel weicher, die Hirnflächen der Klötze sind roth angestrichen; die schwersten wiegen 4,000 Kilo; die Länge beträgt 3 - 4 Meter; es erscheint mit Wahnkanten. Die aus New-Orleans stammenden Balken sind mit der Säge faconirt. Die Verwendung des Nussholzes fällt in die Mobeltischlerei und Gewehrfabrikation.
Ausser dem amerikanischen Nussholz werden auf den Hamburger Markt noch italienisches Nussholz von schlichter Textur ans Genua, ferner schlichtes und gestreiftes kaukasisches Nussholz und endlich türkische Maserknollen gebracht.
Von sonstigen Obsthölzern ist nur noch schlichtes amerikanisches Kirschbaumholz, welches von New-York aus verschifft wird, nennenswerth.
Einen weitaus erheblicheren Artikel bildet das Jacaranda, Palisander- oder Polixonderholz. Dasselbe stammt fast ausschliesslich aus Brasilien; der Hauptverschiffungsort für Hamburg ist Bahia; ausserdem wäre noch Rio zu nennen.
Mehrere Gattungen und Arten von Bäumen führen den Namen Jacarandabaum, in erster Linie aber sind anzuführen Jacaranda brasiliensis Pers., Bignonia brasiliensis, Bignonia chrysantha und Bignonia leucoxylon. Das beste Holz soll von einer Art der Gattung Dalbergia stammen, auch Machaerium-Arten werden als Stammpflanzen dieses Holzes bezeichnet. Das Palisanderholz ist hart, schwerspaltig, hat ein specifisches Gewicht von 0,908, an einzelnen Stellen eine hohe Schnittfestigkeit. Die Farbe ist chocolade- oder rothbraun, zuweilen stellenweise violett von tiefschwarzen Adern auf den Spaltflächen durchzogen. Es hat starke, deutlich warnehmbare, porenförmige Gefässe. Die Jahrringe, welche mit den dunklen Zeichnungen jedoch nicht zusammenfallen, sind leicht zu erkennen. Das Jacarandaholz ist wegen seiner Zeichnung und sonstigen Eigenschaften ein hochgeschätztes Kunsttischlerholz, welches selbst in Frankreich, wo es ausschliesslich Palisander genannt wird, den Launen der Mode Widerstand leistet. Die Engländer nennen es Black-Rose wood, sonst tritt noch da und dort der Name Succadou und Zuckertannenholz auf.
Der weisse Splint des Holzes wird nicht verarbeitet. Das Jacaranda, sowie das Zebra erscheinen in Balken von halbkreisförmigem Querschnitt auf dem Hamburger Lagerplatz und man bezahlt das Holz desto höher, je grösser der Durchmesser des Querschnittes d. h. je breiter die ebene Längsschnittflache ist.
Das Rioholz ist gewöhnlich dunkler; jederzeit wird das Holz ohne Splint eingeschifft,
Nicht verwechseln mit dem Palisander, sollte man das unter dem Namen Koromandelholz im englischen Handel auftretende Sortiment, welches allerdings dem Jacaranda sehr ähnlich ist.
Ein anderes „unechtes Jacaranda“, welches von Tischlern und Drechslern häufig verwendet wird, ist das unter dem Namen Bois de chat in Frankreich bekannte Holz vom Astronium fraxinifolium Schott. oder Goncalo alvez aus der Familie der Anacardiaceae R. Br. in Brasilien herrührend, wo es Gurabu preto auch Gateado genannt wird. Er ist dies ein schweres, festes, bandartig gestreiftes Holz von licht rothbrauner Farbe, welches starken Splint hat.
Das Zebraholz, ebenfalls von Bahia kommend und, wie schon oben erwähnt, in gleichem Format wie Jacaranda in den Hamburger Handel eintretend, ist ein sehr werthvolles, ornamental verwendetes Kunsttischlerholz. Die sehr grelle Zeichnung, welche aus mehr oder weniger parallelen dunklen, wenn nicht schwarzen Streifen auf lichtem Grunde besteht, macht dieses Holz besonders zu Ebenisterie- und eingelegten Arbeiten überhaupt geeignet. Eine Unzahl von Hölzern, namentlich auch viele Palmenhölzer, führen den gleichen Namen. In Asien, Afrika und Amerika gedeihen Bäume, deren Holz als Zebraholz im europäischen Handel eine mehr oder minder wichtige Rolle spielt. In Hamburg wird nur brasilianisches und westindisches vertrieben. Ersteres kommt vermuthlich von Omphalobium Lamberts D. C. aus der Familie der Conaraceae, letzteres von Coccoloba acumuta H. A. B. einer Poliygoneae Juss.
Um die hamburgischen Holzhandelsartikel von brasilianischer Provenienz zu erledigen, sei hier noch das Tulpenholz kurz erwähnt, welches in grossen, runden Blöcken in Bahia eingeschifft wird. Die Abstammung dieses Holzes, welches die Gewerbetreibenden wohl auch Bois de rose du Bresil und Sebastiano d’arruda nennen, ist nicht bekannt.
Weit über diese Specialitäten von Kunsthölzern hervorragend ist das Teak- oder indische Eichenholz, welches indessen gerade für Hamburg keine grosse Wichtigkeit hat. Es wird deshalb genügen, wenn wir dieses eminente Schiffbauholz von der Tectonia grandis, einem mächtigen ostindischen Baume stammend, vorübergehend berühren. Es sei nur bemerkt, dass auch Neu-Süd-Wales und Queensland Teakholzarten liefern, welche theils von der Tectonia, theils von andern Bäumen genommen werden; das Teakholz des Hamburger Handels stammt aus Südamerika.
Das schwerste unter allen häufig verwendeten Hölzern ist bekanntlich das Pockholz von Guajacum oficinale L. aus der Familie der Zygophyleae R. Br. Das dunkelbrauue, oft in's Grüne oder Schwarzgrüne hinüberspielende Kernholz, welches seines grossen Gewichtes wegen zu Kegelkugeln und Zapfenlagern verarbeitet wird, ist ausserordentlich hart, zäh, harzreich. Der Splint heisst das Weibchen und wird in der Regel nicht verarbeitet.
Das Pockholz wird aus Jamaika und von den Bahama-Inseln bezogen, das erstere verdient aber den Vorzug.
Von den vielen Gattungen schwarzen Holzes, welche unter dem Namen Ebenholz im Handel auftreten, ist in den letzteren Jahren nur indisches und zwar aus Ceylon auf den Hamburger Markte ausgeboten worden.
Eine Reihe von Hölzern, welche fast ausschliesslich dazu bestimmt sind zu Fornieren verarbeitet zu werden, kommen nach Hamburg entweder schon als solche, oder in rohen Blöcken, um für ihre spätere Bestimmung erst in Europa vorbereitet zu werden.
Hierher gehört unter andern auch das Vogelaugen-Ahornholz; es stammt dasselbe von einem Baume in dessen Splint eigenthümliche dunkle runde Punkte vorkommen, welche jedoch im Kerne nicht auftreten. Es wird deshalb der Splint der Stämme abgeschält und diese runden Schalen kommen in den Handel.
Weiters ist unter dem obigen Gesichtspunkt zu nennen, das Satinholz von Perolia guianensis Aubl. Das Satin- oder Atlasholz, dem maserwüchsigen Ahorn und der ungarischen Esche nicht unähnlich, wird in Guiana, Florida und auf den Antillen gesammelt. Das Holz ist entweder weiss, gelblich, (Citronenholz) oder röthlich, und hat durch die reichlich auftretenden Spiegelfasern, welche sich unregelmässig in’s Holzgewebe einfügen einen atlasartigen Glanz, der dasselbe für Möbelfourniere ganz besonders wertvoll macht. Es ist sehr hart und nimmt eine prachtvolle Politur an. Das westindische Satinholz wird noch durch das ostindische an Schönheit und Härte übertroffen.
Die englische Möbeltischlerei hat diesen Rohstoff in den letzten Jahren mit besonderer Vorliebe verwendet; eine Suite von Einrichtungsstücken, welche ein englischer Möbelfabrikant zur Wiener Weltausstellung sandte, fand vielen Beifall und erinnerte neuerdings daran, wie sehr das ungarische Eschenholz zu einer ähnlichen Verwendung sich empfehlen würde. In Hamburg lagert das Holz in Blöcken von quadratischem Querschnitte, die aus Samaná (Hispaniola) kommen.
Fertige amerikanische Fourniere und zwar Nussbaum, Vogelaugen-Ahorn, Esche (von diesen helle, dunkle oder maserige Varietäten), Jacaranda, Butternut, Ulmen, Mahagoni etc. werden in Kisten verpackt auf dem „Vereinigten Mahagoni-Lagerplatz" zum Verkaufe gebracht.
Um die Artikel des Hamburger Holzhandel-Importes in möglichster Vollständigkeit zu erschöpfen, sollen hier noch einige minder wichtige, aber doch hie und da auftretende Holzarten angeführt werden.
In neuester Zeit wurde mit Primavera einer bisher nicht sehr bekannten Holzart ein Handel versucht; es ist das ein aus Navidad an der Westküste Amerika’s stammendes, in Mexiko vielfach zum Möbelbaue verwendetes Holz von weissgelber Farbe, das überaus billig ist. Seit zwei Jahren wird diese Waare in Hamburg ohne besonders günstigen Erfolg poussirt.
Ein Holz von grosser Aehnlichkeit mit der Eiche in Geruch und Farbe, nicht aber in dessen Bau, ist das Guajavillio. Dieses Holz ist durch seine grosse Spaltbarkeit und seinen gleichmässigen Wuchs ausgezeichnet.
Ein sehr hartes, schwarz gestreiftes Holz von gelbbrauner Grundfarbe, sonst dem Jacaranda nicht unähnlich, ist das Barzino, es hat einen süsslichen Geruch.
Tampinciran, ein mexikanisches Holz, welches aus Navidad, Punto di Negro und Colorado (Mazzanillo) nach
Hamburg geschickt wird, ist ein schönes Möbelholz, welches in seinem Aussehen zwischen dem Mahagoni und Palisander liegt. Das Tampinciran di Negro ist eine dunklere bluthrothe, dem Palisander näher stehende Art, die zu Stöcken und Messergriffen verwendet wird, während das ans Colorado kommende, mehr Arhnlichkeit mit dem Zuckerkistenholz hat.
Ein weiteres dem Mahagoni zum Verwechseln ähnliches Holz nur mit stärkeren porenartigen Gefässen und heller fleischrother Farbe ist das Coccobolo aus Mexiko. Es wird zu Stöcken verarbeitet.
Das wegen seines edlen, fenchelartigen Geruches berühmte Sassafrassholz ist das Splintholz eines Baumes (Sassafras officinale Fr. Ness), welcher aus Puerto Cabello an der Küste von Venezuela verführt wird.
Nun sind noch Greenheart, das bekannte Amarantholz und des Perubaholz zu nennen. Damit wäre die Liste der Artikel, mit welchen sich der hamburgische Holzhandel beschäftigt, erschöpft.
Nussbaum, Ceder und Mahagoni werden nach Maass verkauft. Florida-Ceder macht hiervon eine Ausnahme, da es wie alle andern Holzarten nach Gewicht verkauft wird. Pyramiden-Mahagoni bildet einen eigenen Artikel und wird nach Metern verkauft.
Die Situation des Hamburger Holzmarktes war in den letzten Jahren folgende. Das Jahr 1871 brachte eine auffallend schnelle Erhöhung der Preise mit sich, x. B. bei Mahagoni und amerikanischen Nussbaumholz von 45 - 50 %. Die Nachfrage übertraf das Angebot bedeutend. Für Nutzhölzer war das Jahr 1872 ein sehr günstiges. Im August dieses Jahres wurden die höchsten bisher dagewesenen Preise erzielt und war besonders Mahagoni sehr gesucht. Zufuhr und Begehr blieben stark und hielten sich die Wange; Farbhölzer und Farbwaaren gingen etwas zurück, da die Zufuhr überwog. Im Jahre 1873 trat ein kleiner Rückschlag ein; die Kreditverhältnisse zeigten sich gestört. Da aber der Waarenhandel nicht auf übertriebener Spekulation beruhte, setzte der Hamburger Platz den schlimmen Zeiten, speciell auch der für Hamburg so wichtigen amerikanischen Krisis, fast ungeschwächte Widerstandskraft entgegen; das Nutzholz-Geschäft blieb gewinnbringend. Die Zufuhr der Farbhölzer nahm in einer dem gesunkenen Begehr entsprechenden Weise ab und es hielt sich daher der Preis. Für gute und mittlere Waare war meist mehr Frage als Angebot, ganz feine, beste Waare war wenig am Markt und immer rasch vergriffen. Speciell in amerikanischem Nussbaumholz war ein grossartiger Verbrauch; gesucht waren aber auch italienisches Nussbaumholz und türkische Maserknollen. Geklagt wurde von den Holzmaklern über die oft empfindliche Mangelhaftigkeit der Ware und den Lieferanten gegenüber musste immer die Nothwendigkeit der Lieferung guter Waare betont werden, da von minder guter ohnehin Vorrath lagerte und die Preise sich drückten. Auch das Jahr 1874 war, soweit sich dies überblicken Iässt, ein ziemlich normales, von der europäischen Krisis wenig beeinflusstes, wenn auch die Ausdehnung des Umsatzes eine limitirte war.
Provenienz und Transportwesen.
Die europäischen Bau- und Nutzhölzer kommen nur über Bestellung und wird deren Vertrieb auch nicht durch die Makler, sondern in der Regel auf der Börse besorgt. Sie treffen zumeist auf Elbeflössen oder per Bahn ein, über See kommt wenig; nur ganz grosse Sortimente, x. B. grosse Schiffskiele, Masten u. s. w. aus Kiefern- oder Eichenholz werden zumeist von jenseits des Oceans bezogen, da dieselben aus Europa nicht mehr leicht in geeigneter Grösse beschafft worden können, Die hauptsächlichen Bezugsquellen sind: Russisch Polen, Deutschland, Galizien, Böhmen, Ungarn und SIavonien.
Der Hauptstapelplatz dieser Hölzer, auch für Hamburg, ist Bromberg. Hier theilt sich das Holz und geht per Weichsel nach Danzig, per Oder nach Stettin, endlich per Oder durch den Finow-Kanal, die Havel und Elbe nach Hamburg. Den ersten Rang als Bezugsquelle nimmt Russisch Polen ein, obwohl Böhmen, Galizien und Ungarn in einer fast ebenso günstigen Lage wären. Zu berücksichtigen ist hierbei noch die Thatsache, dass die leicht ausbringbaren Waldungen vou Russisch Polen immer mehr schwinden (siehe Näheres hierüber unter Stettin, S. 5). Uebrigens ist auch nicht zu
verkennen, dass in den letzten Jahren die Holzausfuhr aus Böhmen und Ungarn nach Hamburg bedeutend zugenommen hat. Die fürstlich Bismark’schen Wälder liefern das beste und nächst gelegene Eichenholz und kann das ungarische und slavonische mit demselben nicht konkurriren*). Die Flösse, welche auf der Oder durch den Finow-Kanal in die Havel kommen, werden in Havelberg durch Elbeflösser für den Transport auf der Elbe umgebunden in sogenannte Elbböden. Dieselben bestehen aus vierkantig behauenen Hölzern, über welche quer eine Schwarte genagelt ist; nur Kiefernhölzer kommen auch rund vor. Das kantig behauene Holz geht nach England. Manche Flösse gelangen in der Floss-Saison nicht mehr bis Hamburg oder Havelberg und überwintern dann in Spandau.
*) Das ungarische Eichenholz kostet per rheinländischen Kubikfuss (0,0831 Kubikm.) franko Hamburg etwa einen Thaler (3 Mark).
Aus Galizien wird Holz auch per Eisenbahn transportirt, aus Slavonien theils auf der Wasserstrasse, theils per Eisenbahn befördert.
Galizisches Holz wird durch die schwedische Konkurrenz stark gedrückt; so kamen z. B. im Jahre 1873 6000 Waggons schwedischen Bauholzes nach Hamburg, weil das galizische Holz nicht vollkommen entsprach. Hamburg bildet Schwedens Bankplatz und versorgt diesen Staat mit Kolonialwaaren. Der schwedische Export hat sich aber schon seit mehreren Jahren von Hamburg weg nach den Ostseehäfen Lübeck, Stettin und Danzig gezogen.
Wir lassen zur besseren Orientierung hier die neuesten Frachttarife auf der 286 Kilometer langen Eisenbahn Berlin-Hamburg folgen: Der gewöhnliche Frachttarif für Holztransport zwischen Berlin und Hamburg (auf der ganzen Strecke) beträgt mit Einschluss des seit 1. August v. J. eingetretenen Zuschlages von 20 % in nachfolgenden 5 Abtheilungen:
I. Für Brennholz, Grubenholz, Eisenbahnschwellen und Telegraphenstangen, auch chemisch präparirtes Holz in Sendungen von
200 Ctr. (10,000 Klgr.) und darüber á Ctr. (á 50 Klgr.) 4,15 Sgr. (55 Pf.)
100 - 199 Ctr. (5000-9950 Klgr.) á Ctr. (á 50 Klgr.) 58 Sgr. (58 Pf.)
unter 100 Ctr. (5000 Klgr) (á 50 Klgr.) 10,0 Sgr. (1Mrk.)
II. Alle übrigen europäischen Holzgattungen in Sendungen von
100 Cr. (5000 Klgr.) und darüber 4 Ctr. (450 Klgr.) 5,8 Sgr. (68 Pf.)
unter 100 Ctr. (5000 Kilogrm.) á (50 Klgr.)10,0 Klgr. (1Mrk.)
III. Alle aussereuropäischen Hölzer (meist in Blöcken) ausschliesslich der Fournire in Sendungen von
100 Ctr. (5000 Klgr.) and darüber á Ctr. (450 Kigr.) 7,0 Sgr. (76 Pf.)
unter 100 Ctr. (5000 Kilogrm.) á Ctr. (450 Klgr.) 10,0 Sgr. (1Mrk.)
IV. Holzdraht zur Fabrikation von Zündhölzchen in Sendungen von
100 Ctr. (5000 Klgr.) und darüber á Ctr. (450 Kigr.) 5,8 Sgr. (58 Pf)
unter 100 Ctr. (5000 Kilogrm.) á Ctr. (50 Klgr.)10,0 „ (1Mrk.
V. Fourniere in jeder Quantität
á Ctr. (á 50 Kilogrm.) 12,2 Sgr. (1,22 Mark)
einschliesslich Lade- und Ausfuhrlohn.
In den Frachtsätzen I — IV sind nicht berechnet
Ladelohn á Ctr. (á 50 Kilogrm.) 3 Pf. (= 1/4 Sgr.)
Ausfuhrlohn á Ctr. (á 50 Kilogrm.) 6 Pf. (= 1/2 Sgr.)
Falls Holz als Eilgut befördert wird, was wohl Ausnahmsfälle sind, so kostet der Transport per Ctr. (50 Kilogrm.) von jeder Qualität (einschliesslich den Lade- und Fuhrlohnes) 34,2 Sgr. (3,42 Mark).
Die Transportkosten auf der zwischen Hamburg und Berlin bestehenden guten Wasserstrassen-Verbindung belaufen sich per Ctr. (50 Kilogrm.) auf 8 - 4 Sgr. (30 - 40 Pf.)
Die Erhöhung des Tarifes seit August v. J. scheint die bisher von Jahr zu Jahr im Zunehmen begriffene trausportirte Holzmenge auf genannten Eisenbahnen sehr reducirt zu haben. Von 1847 bis August 1874 ist der Tarif benannter Eisenbahnen nicht erhöht worden.
Holzhafen
Ein wesentliches Unterstützungsmittel für den europäischen Holzhandel von Hamburg ist der außerhalb der Stadt gelegene Holzhafen. Derselbe ist von der Stadt (oder wie sich Hamburg mit Vorliebe nennt: „Dem Staate“) über Anregung des Holzhändlers Martens in den 50er Jahren gebaut worden und wird den Händlern gegen eine nach der Größe der benutzten Fläche bemessene Jahresmiethe zur Benutzung überlassen. Auch die Quai-AnIagen im Hamburger Haupthafen sind Eigenthum der Stadt. Die daselbst aufgeführten Lagerräume und zur Verfügung gestellten Dampfkrähne erleichtern das Ent- und Beladen der Schiffe so bedeutend, dass der hierdurch erzielte Zeitgewinn Ursache ist, warum viele Schiffe jetzt statt Bremen Hamburg anlaufen, um ihre Ladung zu löschen. Es ist selbstverständlich, dass hierdurch Hamburgs Bedeutung als Handelsplatz wesentlich gewinnt. **)
Bei der Wichtigkeit der Hafen- und Lagerplatz-Anlagen für den Holzhandel in Hamburg, bei dem Einflusse, den die Beschaffenheit dieser Einrichtungen auf die Konkurrenzfähigkeit der Häfen untereinander ausübt, ist es begreiflich, dass immer weitergehende Verbesserungen dieser Einrichtungen von weitblickenden Kaufleuten und Technikern angestrebt werden. Es bedarf wohl keiner umständlichen Erörterung, dass die centrale Lagerung der Hölzer in bedeckten Räumen und die Verminderung der Rückungsspesen Hauptfaktoren zur Belebung des Holzgeschäftes sind. Unter den vielen Projekten, die in dieser Richtung auftauchten, nimmt wohl einen ersten Rang das Projekt des lngenieurs Thilemann ein, welcher für einen centralen Lagerplatz am Gras-Brook Propaganda macht. Es sind vorzugsweise das Mahagoni-, Cedern- und Teakholz, sowie die kanadischen Hölzer, bei denen die Manipulation zu Folge ihres Volumens und ihres Gewichtes nicht wie bei anderen Waaren in Speichern und kleinen Räumen möglich ist. Große bedeckte Lager in direkter Verbindung mit den Quais, an denen die Seeschiffe landen können, und mit Bahnhöfen wird erfordert. Bei den gegenwärtigen Einrichtungen kommt es häufig vor, dass man Mahagoni- oder Nussbaumholz-Blöcke von 10 Met. Länge mit einem Gewicht von 5 - 6000 Kilogrm. nur mit den größten Schwierigkeiten zu Lager bringen kann, deren Wiederverladung im Originalzustande aber nicht selten unmöglich ist oder höchstens durch unverantwortlich großen Kostenaufwand bewerkstelligt werden kann.
*) Siehe Atlas Taf. 16. und 16,
**) Es sind auf dem Quai 13 große Schuppen errichtet und arbeiten 52 große und 24 kleine Dampfkrähne. Die großen Krähne hoben 800 Ctr.(40.000 Kilogrm), durch die vorhandenen Hilfsmittel kann ein Schiff mit 200 Tonnen Ladung in 48 Stunden ent- oder beladen werden, Tag- und Nachtarbeit vorausgesetzt. Für die Benutzung der Krähne werden 4 Sch. (37,93 Pf.) pro 1000 Pfd. bezahlt. Die Zahl der Schiffe, welche die Quai- Anlagen benutzen, ist eine seit 1886 - 1873 fast ununterbrochen steigende: 137, 665, 870, 685, 554, 628, 998, 1279, deren Tonnengehalt folgender war: 62,509, 313,463, 227,155, 341,320, 200,970, 342,517, 541,724, 707,085.
In gleichem Umfange wie bei den Nutzhölzern ist die Forderung nach zweckmäßigen Einrichtungen durch den Farbholzhandel bedingt. Nur ungenügende und theilweise zu kostspielige Lagerräume stehen zur Verfügung. Der Importeur von Farbhölzern ist zuweilen in der unangenehmen Lage, seine Waare tagelang in Schuten liegen lassen zu müssen, weil eine bequeme und centrale Lagerung nicht möglich ist; er sieht sich deshalb öfter genöthigt, zu niedrigen Preisen zu verkaufen, um die Waare nicht mit höheren Spesen zu belasten, als der Artikel ertragen kann. Es ist natürlich, dass durch solche Verhältnisse der Handel sehr erschwert wird und deshalb diese Ladungen meist auf Verführung verkauft oder nach anderen Häfen dirigirt werden. Finden dagegen die Empfänger einer solchen Ladung in Hamburg gute und hinreichende Lagerräume und direkte Verbindung mit Seeschiffen oder Eisenbahnen bei Feststellung bestimmter, möglichst niedriger Spesen, so werden sie sich in derartige Unternehmungen lieber einlassen und ihre Waaren dahin dirigiren, wo sie dieselben zunächst brauchen.
Das System der Warrants, welches dem englischen Handel so wesentlich genützt hat, ist in Hamburg bis jetzt wegen Mangel an zweckentsprechenden Lagerräumen trotz vieler in dieser Richtung gemachten Anstrengungen noch nicht zu allgemeiner Anwendung gekommen.
Das Projekt des Herrn Thileman geht nun darauf hinaus, einen allen Forderungen entsprechenden Lagerraum am Gras-Brook in der Nähe des Magdeburger Hafens auf dem Staate gehörigen Gründen zu errichten. Der Magdeburger Hafen gestattet die Anlage von Ladebrücken und Krähnen für die direkte Entlöschung der Seeschiffe und Befrachtung der Flussschiffe. Der Platz bietet Raum für große bedeckte Entrepots und ist dadurch, dass er an zwei Straßen liegt, sehr zugänglich. Die Nähe der Sandthor-Hafenbahn ermöglicht eine direkte Verbindung mit den Eisenbahnen. Das von Herrn Thileman ausgearbeitete Projekt ist nach sehr vielen Richtungen hin in seinen Details lehrreich und bemerkenswerth, so dass wir glauben, dasselbe nach den uns von dem genannten Herrn Ingenieur mitgetheilten Daten hier ausführlich mittheilen zu sollen.
Die Lagerschuppen sollen in Standwerken mit dichter Holzverschalung auf leichter Pfahlrammmng erbaut werden und erhalten ihrer ganzen Länge nach breite Oberlichte. Für die Länge ist eine Dimension von circa 100 — 140 Meter, für die Breite eine solche von 12 - 18 Meter in Aussicht genommen. Im Ganzen sollen 5 Schuppen errichtet werden, von denen drei für Nutzholz, zwei zur Lagerung von Farbholz und Drechslerholz bestimmt wären.
Sie würden alle zusammen für 10 1/2 Millionen Pfund Holz, das ist nahezu die ganze jährliche Einfuhr, genügenden Raum bieten. Zum Zwecke einer möglichst freien Bewegung der Schiffe würden drei Ladebrücken gebaut werden müssen. Für die Sicherung der Böschung längs der Harburger Strasse gegen die Vertiefung für den Ladespeicher ist eine kräftige Spundwand-Rammung erforderlich. An Krähnen wären nothwendig 3 große Krähne von 5000 — 12,000 Pfund Tragfähigkeit mit 18-füssiger (5,40 Meter) Ausladung für die Entlöschung der Seeschiffe und 3 Handkrähne bis 5000 Pfand Tragfähigkeit mit 8füssiger (2,40 Meter) Ausladung für die Beladung der Flussschiffe. Der Betrieb der grossen Krähne würde mittelst Dampfkraft oder hydraulischem Drucke besorgt werden müssen; für den Fall als Dampfkrähne angewendet werden, hätte eine centrale Kesselanlage Platz zu greifen. Durch die Lagerschuppen sind für den Wagen- und Eisenbahnverkehr drei in jeder Weise entsprechende Durchfahrten nothwendig. In diesen Schuppen wird das lagernde Holz, wie auch an allen Um- und Aufladeplätzen, mittelst der 18 Fuss (5,40 Meter) hohen, unterbauten, fahrbaren Winden gerückt; für die Lagerung der Farbhölzer sind Transportgeleise angeordnet. Die Geleisweite beträgt 3 Fuss (90 Centim.) und ist durch Doppelgeleise und Weichen für einen konstanten Betrieb gesorgt. Unmittelbar vor den Schuppen, so dass sämmtliches aufkommende Gut die Brückenwagen, welche den Leistungen der Krähne entsprechen, passiren muss, sind zwei Centesimal- und vier Decimalwagen aufzustellen. Zur Benutzung des unbedeckten Lagerplatzes sind weitere Transportgeleise, transportable Krähne und Winden in Anschlag gebracht. Nicht uninteressant ist der Vergleich der Spesen für die Ladung Mahagoniholz von Bord zu Land inclusive einen Monat Lagermiethe per 100 metrischen Pfunden nach dem bestehenden Tarife.
In Hamburg Everführerlohn, Aufbringen, Arbeitslohn beim Messen,
1 Monat Lagermiethe. . . . . . 13 Reichspfge
Bremen Leichterlohn vom Bremerhafen, Aufbringen, Lagermiethe 19
Liverpool, Entlöschen, Landen, Wägen, 1 Monat Lagermiethe 13
London, Dock Charges, Landen, zu Lager bringen,1 Monat Lagermiethe 30
Havre, Löschen, Wiegen, Transport zum Lagerraum, Aufstapeln,
Markirung des Gewichtes und Lagermiethe im unbedecktern Lager 17
im bedeckten Lager 18
Für das projektirte Lager auf dem Gras-Brook würden sich die Kosten für Aufbringen,
das Bruttomaassnehmen, Wägen nebst Markiren des Gewichtes und 1 Monat Lagermiethe .
im unbedeckten Lager 9
im bedeckten Lager 13
herausstellen.
Es war wohl begründet, dass man sich von der Durchführung des Projektes wesentliche Vortheile für den Handel Hamburgs versprach, doch scheint, dass der Vorschlag auf unübersteigliche Hindernisse stösst, denn bisher ist die ganze Angelegenheit nicht über das Stadium Iebhaften Wunsches hinausgekomnen. Wir können daher auch nicht auf die weiteren Absichten des Projektanten zur Finanzirung und des Antheiles des Staates an dem Unternehmen eingehen glauben aber durch die Mittheilung der Situation und des Profiles des Hafenprojektes in den zwei Tafeln XV und XVI einen werthvollen Beitrag für das Studium der Einrichtung von Holzlagern zu liefern. Die Pläne sind ohne weitere Erläuterung verständlich.
Nachdem der Hamburger Holzmarkt insbesonders seit dem Jahre 1871 einen wesentlichen Aufschwung genommen hat, welcher von den dortigen Holzhändlern zum Theil auf die Hebung der Fournierschneiderei zurückgeführt wird, so ist es gewiss am Platze, das erste Etablissement in Hamburg G.C. Bartels & Söhne einer kurzen Besprechung zu unterziehen.
Fournierschneiderei von G. CO. Bartels & Söhne.
In einem obskuren Stadttheile Hamburgs, dem sogenannten Specksgang, liege das allerdings nicht sehr ausgedehnte, aber für eine Fournierschneiderei immerhin beträchtliche Etablissement von Bartels. In demselben sind vier horizontale Seitongatter mit horizontalem Tischvorschub und 10 Cochot’sche Sägen mit vertikalem Vorschub aufgestellt. Die sämmtlichen Halbgatter, also 14 an der Zahl, stammen ans der Maschinenfabrik von Wieland in Hamburg, welche in der Anfertigung von Holzbearbeitungs -Maschinen seinen wohlverdienten Ruf geniesst. Diese 14 Halbgatter bilden den hauptsächlichsten Theil der mechanischen Einrichtung der Werkstätte. In einem abgesonderten Gebäude sind zwei Fournier-Hobelmaschinen nach Arbey’schen System aufgestellt. Eine dieser Maschinen hat Bartels von Arbey selbst bezogen, die andere rührt von Wieland her. Diese letztere hat eine Breite von 10 Fuss engl (3,05 Meter). Die Breite der Maschinen entspricht der Länge des Fournierblattes, welches letztere bis 4 Fuss (1,26 Meter) breit durch Hobelschnitte von dem Block abgetrennt wird. Manv kann auf diese Art Fonrniere bis zu 40 Quadratfuss (4 Quadratmeter) Fläche erzeugen. 5- 6 Blätter werden in der Minute gewonnen. Die Arbey'sche Fournierschneide: Maschine wurde von Wieland mit mehreren Verbesserungen der Details ausgerüstet. Die Fournier-Hobelmaschine, welche in dem Etablissement von Bartels reichliche Beschäftigung findet, hat insofern eine beschränkte Verwendung, als Maser-Blöcke auf derselben nicht verschnitten werden können. Überdies erfordert die Dämpfung des Holzes, welche der Fournier - Erzeugung voranzugehen hat, grosse Übung und noch grössere Akkuratesse, wenn der Schnitt gelingen soll. Das Dämpfen geschieht mit nassen Dampf; die Dauer desselben hängt von der Beschaffenheit des Holzes ab und ist selbst hei Hölzern einer und derselben Gattung verschieden. Herr Bartels sagt, dass das Geheimniss des Erfolgen in diesem Zweige seiner Industrie in der grossen Erfahrung, die er selbst gesammelt und in der Sorgfalt liege, deren er und seine Arbeiter sich befleissen.
Eine sonst nicht allzuhäufig verwendete Maschine, welche den Betrieb der Fournierschneiderei von Bartels gar sehr fördert, ist eine Alternativ-Säge ohne Rahmenspannung zum Querabschneiden der Blöche. Diese Säge arbeitet wie ein Fuchsschwanz, also ohne Spannrahmen. Das Sägeblatt ist nach einem andern ebenfalls bekannten Principe (Davis) mit einer solchen Zahnform ausgestattet, dass die halbe Anzahl der Zähne beim Hingang, die andere Hälfte der Zähne beim Rückgang schneidet, In der vorstehenden Figur ist die Zahnform dargestellt. Verhältniss von Zahn zu Lücke 1,7: 1. Das Sägeblatt wurde aus England bezogen, es zeichnet sich durch einen sehr starken Schrank aus.
Der Lagerplatz und die einzelnen Werkgebäude in der Fabrik von Bartels sind miteinander durch Eisenbahnen verbunden, deren Einrichtung bemerkenswerth genug ist, um sie hier kurz zu erwähnen.
Auf den den Längsschwellen ruhen Schienen, deren Profil mit einem L übereinstimmen. In nebenstehender Figur ist der Querschnitt einer solchen Schiene mit s bezeichnet; sie ist durch 8 Schrauben mit dem Längsschweller m verbunden. Auf dem schmalen Kopfe der Schiene läuft ein sehr kleines Rad u, das Tragrad für die Frames w des Holzwagens; gleichzeitig aber läuft an der inneren Seitenfläche des Schienenkopfes ein horizontales Führungs-Rad b, das jede Entgleisung verhindert.
Bartels excellirt auch in der Behandlung des Pyramiden-Mahagoni, einem für Tischblätter-Fourniere und andere Möbeltischlerei-Objekte sehr gesuchten Theile der Mahagonibäume. Dort bietet die Textur mehr oder weniger
schöne Zeichnungen, die sogenannte Blume oder Tulpe. Das Pyramiden-Mahagoni kommt als solches in rohen Blöcken in den Handel. Es erfordert jedach ein Uebriges an Geschicklichkeit, dasselbe bei der Zerlegung in Fourniere richtig zu behandeln. Der Balken wird auf der Bandsäge zugeschnitten und auf Seitengattern (Cochot’-schen Sägen) in Fourniere zerlegt, da dieses kostbare Holz leider die Behandlung auf der Arbey’schen Hobelmaschine deshalb nicht
zulässt, weil das Dämpfen in der Blume, welche immer theilweise Hirnholz darbietet, Risse erzeugen würde.
Ausser dem Mahagoniholz werden bei Bartels auch noch Jacaranda, ferner Nussbaumholzknollen und Maserblöche, ausserdem noch kaukasische und persische Hölzer, endlich ungarisches Eschenholz verschnitten. Die Abscheidung alles minder guten, namentlich aber schlechten und kranken Holzes von dem Rohstoffe vor dessen Verschneidung zu Fournieren auf der Säge oder durch das Messer, ist ein Theil der Aufgabe der Fournierschneidereien, welche die gesammten Leistungen derselben nicht unwesentlich bedingt; auch hierin haben die Arbeiter eine erfreuliche Gewandtheit und Sicherheit erlangt.
Das Bartels’sche Etablissement ist eine Lohn-Fournierschneiderei und erzeugt daher nicht auf eigene Gefahr Fourniere, sondern arbeitet nur solche Hölzer, welche an dieselbe zum Verschneiden abgegeben werden. Die Tüchtigkeit des Etablissements hat seinen Ruf weit verbreitet, was z. B. daraus hervorgeht, dass jüngst aus Wien drei Waggons Nussbaumholz zum Verschneiden zu Bartels geschickt wurden*). Der Transport von Wien nach Hanıburg kostete 400 Thlr. (1200 Mark). Die Rückfrachtspesen betrugen 200 Thlr. (600 Mark). Auch aus Tyrol (Bozen) kamen Nussbaumhölzer zu Bartels, ebenso sandte der Laibacher Agent Stichel, welcher den Hamburger Fabrikanten Naturstöcke liefert, Holz aus Kroatien (hauptsächlich Nussbaum, aber auch Eichenholz) zum Verschneiden. Die Fourniere wurden dann in Prag und Wien verkauft.
Die eben angeführten Thatsachen bedürfen im Hinblick auf die österrreichischer Fournierschneiderei keines Kommentars. Es ist kaum möglich, sich einen unwirthschaftlicheren Vorgang als den eben geschilderten, zu denken. Der Hauptabsatz für Bartels liegt in Berlin.
Bartels’ Fabrik beschäftigte im Jahre 1874 75 Arbeiter und producirte 238,278 Quadratm. Sägefourniere und 827,730 Blätter Messerfonrniere.
Die Arbeitslöhne stellten sich folgendermaassen: Der Fournierschneider erhält per 100 Quadratf. (10 Quadratm.) 10 Sch. (94,81 Pf.) und die Späne, für welche er per Sack auch 10 Sch. (94,81 Pf.) erlöst. Besonders gesucht sind die Mahagonispäue zum Räuchern, schwer oder gar nicht anzubringen sind die Nussbaumspäne. Der Arbeiter kann 1000 Quadratf. (100 Quadratm.) Fourniere im Tage erzeugen; es giebt Fournierschneider, welche per Woche 50 Mark Courant (60 Mark) verdienen. Die Hilfsarbeiter erhalten per Woche 12, 15 -18 Mark Cour. (14,40 - 18 - 21,60 Mark). Die bei der Säge beschäftigten erhalten 16 -18 Mark Courant (19,20 - 21,60 Mark) per Woche. Der Schneidelohn, welcher der Fahrik bezahlt werden muss, stellt sich folgendermaassen:
Schneidelohn für Sägefourniere
Reichspfennige per Quadratm. 52
Fourniere schlichte über 40 Ctm. breit 45
Dicken von 6 - 12 Millim. Incl 65
Dicken von 13 - 47 Millim. Incl 85
Schaal- oder Bohlenschnitt 115
Blockschnitte bis 3 Schnitt im Block 180
Pyramidenschnitte bis 75 Centim. lang per Pyramide 80
Pyramidenkantschnitte 20
*) Der Fournierhändler A. Tauber in Wien lässt häufig österreichische Hölzer in Hamburg verschneiden.
Für Jacaranda und ähnliche Holzarten ist ein Aufschlag von 10 Procent zu rechnen.
Die Preise verstelien sich per Cassa comptant. Bei Dicken, Schaal-, Bohlen- und Blockschnitten wird unter 0,30 für 0,30 und bei Fonrniren unter 0,20 für 0,20 Meter breit gemessen. Das Holz lagert auf Risiko der Holzhändler und ohne Assekuranz.
Für Messerfourniere
Nr. 00 14 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 12 1/2 Reichspfennige,
Nr. 0 13 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 12 1/2 Reichspfennige,
Nr. 1 11 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 12 1/2 Reichspfennige,
Nr. 2 9 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 15 Reichspfennige,
Nr. 3 8 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 15 Reichspfennige,
Nr. 4 7 Blatt aus 1 Centim. á Blatt 20 Reichspfennige,
Ausser dem Etablissement von Bartels besteht in Hamburg noch eine ziemlich bekannte Werkstätte, welche ausschliesslich Cigarrenkisten aus Cedernholz producirt und auf dem grossartigen Cigarrenimport-Geschäft Hamburgs beruht.
Die Möbelfabrik von Werner.
Die Möbelproiluktion Hamburgs hat eine ziemlich achtenswerthe Stellung in technischer Beziehung errungen und wenn noch durch die bereits blühenden Institute zur Hebung des Kunsthandwerkes, wie die Gewerbeschule und das Gewerbe-Museum in Hamburg, auf die künstlerische Seite dieses Produktionszweiges ein veredelnder Einfluss genommen wird, so dürfte die Hamburger Möbelindustrie grosse Chancen für ihre Weltstellung haben. Die Möglichkeit billigen Bezuges fremdläudischer Nutzhölzer, die eigene Maschinen-Industrie (Ritter und Wieland), die vorzügliche Werkzeug-Industrie (Cattor und Graban) und die geringen Spesen beim Bezuge von Maschinen aus England, endlich die überaus günstigen Produktions-Verhältnisse des kleinen Staates, alles das zusammen sind sehr glückliche Vorbedingungen für eine derartige Industrie. Wie angedeutet haben schon mehrere Möbelfuhrikanten einen über die Markungen der Stadt hinausgehonden Geltung. Wir besuchten das Etablissement von F. Werner in der zweiten Alsterstrasse, dessen Werkführer, Herr F. J. Benjamin, als reeller Agent für amerikanische Holzbearbeituugs-Maschinen sich einen guten Ruf erworben hat,
Die Stellung dieses tüchligen Maschinisten hat eine für die Fabrik des Herrn Werner eigenthümlich gestaltende Wirkung gehabt. Es ist nämlich die Anwendung der Holzbearbeitungs-Maschinen neuester und vortbeilhaftester Konstruktion für die kleine Fabrik des Herrn Werner eine sprechend günstige Charakterisirung. Die in Amerika überaus stark eingebürgerto Verwendung des schiefstehenden Cirkularsägeblattes zur Hervorbringung von Nuten (Drunken-saw-apparatus) ist auch in dieses Etablissement vorgedrungen. Der bekaunte Fabrikant Smith in Smithville befestigt die schiefstehende Cirkularsäge zwischen zwei sich zu einer cylindrischen Walze ergänzenden keilartigen Scheiben aus Holz, die Kreissägeblätter haben 10 Centim. im Durchmesser, die dicken Zähne sind durch abwechselnde Schiefstellung der Feile in einer Weise geschliffen, dass ein Schränken überflüssig wird. Ausser einer im übrigen Deutschland bei der Möbelfabrikation noch verhältnissinässig selten in Verwendung stehenden Zapfenhobel- und einer Stemm-Maschine, die hier in voller frachtbringender Thätigkeit sind, fanden wir noch die Gehrungs-Schneidemaschine, für deren Einführung wir aus in Oesterreich ziemlich fruchtlos bemühen, in verschiedenen Konstruktions-Verbesserungen in Anwendung. Wir fanden jedoch nicht die Maschine von Shute, sondern die Patentschneide - Maschine von Hall, (nebenstehende Figur)

für gewöhnliche rechtwinklige Gehrung und die Universal-Gehrungsmaschiue von F. A. E Howard in Belfast, Staat Maine. Die letztere, welche zu jeder Gattung von Gehraungswinkel tauglich ist, scheint uns etwas gekünstelt und über das praktisch verwendbaren Maschinen vorgeschriebene Maass von Vielseitigkeit hinausragend. Die erste hingegen, welche aus einen gusseisernen, genau gerade gehobelten Gestelle und den zum Beschneiden der Kehlstösse bestinmten Messern besteht, welch letztere fix mit einander verbunden sind, ist einfach und hat sich auch in den Möbelfabriken von Werner, Kurzhals und Tlute, L. Bock und Sohn bewährt. Die Messer, welche, wie aus der Figar ersichtlich ist, zugweise schneiden, liefern einen sehr sauberen Schnitt sowohl in weichem Holz als auch bei gekehlten, polirten, harten Holzleisten. Die ganze Einrichtung der Maschine ist eine solche, dass sie sich kaum runieren lässt. Der Preis derselben ab Hamburg 30 Thlr. (90 Mark) stimmt mit jenem der Shute'schen Maschine ziemlich überein. Die meisten der übrigen und auch die oben angeführten Maschinen starmmen aus der weltbekannten Fabrik von C. B. Rogers & Comp. Norwich, Connecticut. Wir rechnen es der Fabrik als Verdienst an, dass sie für die ausgezeichneten Maschinen dieser Werkstätte erfolgreiche Propaganda macht, eine Propaganda, deren Spuren wir sogar bis Magdeburg und Torgau vorfolgen konnten.
Herr Werner gehört übrigeus zu den Gegnern des schwedischen Weichholzes, von dem er sagt, dass dasselbe wohl sehr zu Kehlarbeiten geeignet aber durchaus nicht dauerhaft, sei. Wir werden weiter unten Gelegenheit haben auf das schwedische Holz zurückzukommen. Als Polstermaterial verwendet Herr Werner in ausgedehntem Maasse
Spartogras.
Stockfabrik von H. C. Meyer.
Eine für den Import von transatlantischen Hölzern und Stuhlrohr äusserst wichtige Fabrik ist die Harburger Gummi- und Kamm-Compagnie H. C. Meyer in Hamburg, welche die Fabrikation von Spazierstöcken und Gegenständen aus Stuhlrohr in grossartigstem Maassstabe betreibt. Heinrich Christoph Meyer ist wohl eine der hervorragendsten Erscheinungen auf dem Gebiete der industriellen Entwickelung Europas in diesem Jahrhundert und da seine interessante Laufbahn und die Geschichte seiner Erfolge wiederholt Gegenstand literarischer Erörterungen waren, so verweisen wir nur auf das Werk: „Die Selbsthülfe“ von J. M.Boye und auf den gemeinnützigen Almanach für das Jahr 1870 von Schuback. Das Geschäft begann unter den kleinsten Verhältnissen am Anfauge unseres Jahrhunderts mit der Fabrikation von Stöcken; 10 Jahre nach der Begründung des Geschäftes (1818) war der Chef der Firmab schon unter dem noch heute geläufigen Namen Stock-Meyer bekannt. Im Jahre 1828 wurde die später Bartels’sche Fournierschneiderei begründet. In Jahre 1854 entstand die Stockfabrik in Harburg. Im Jahre 1867 wurde in Singapore eine Stockräucherei angelegt, im Jahre 1870 ist die Rohrwäscherei und Bleiche in Harburg eingerichtet worden.
Es ist uns nicht gelungen über die speciell der Stockproduktion und der Stuhllechterei, Schirm- und Rundrohr-Industrie dienenden Kräfte Daten zu bekommen; es liegt uns blos die Angabe vor, dass die gesammte Fabrikution der Firma gegen 1200 Arbeiter beschäftigt, welche einen Gesammt-Verdienst von 17,600 Reichsmark per Jahr beziehen. Die Betheiligung der Firma an der Wiener Weltausstellung in mehreren Gruppen war eine sehr auffallende, namentlich das Hartgummi-Monument lenkte die Aufmerksamkeit der Besucher auf das genannte Haus. Das verhältnissmässig bescheidene Auftreten mit Rohrerzeugnissen in der Gruppe VIII erwarb damals der Firma die Fortschritts-Medaille. Die jährliche Produktion an Stöcken beträgt 175,000 Dutzend im Werthe von 780,000 Reichsmark. An spanischem Rohr werden 900,000 Pfund Stuhlrohr, 500,000 Pfund Rundrohr, 10,000 Packete á 100 Stangen Schirmrohr, 350,000 Pfd. Flechtrohr im Gesammtwerthe von 1,850,000 Reichsmark producirt. Wenn man von diesem Quantam Flechtrohr einen einzigen Faden konstruiren würde, so würde dessen. Länge der 9-maligen Aequatorlänge, d. i. also der Entfernung zwischen Erde und Mond gleichkommen. Das Material zur Fabrikation von Stöcken ist in erster Linie spanisches Rohr, Gummi, Fischbein und Holz für 250 verschiedene Sortimente.
Zu den Holzsorton im weitesten Sinne des Wortes gehören wohl auch Palmen, Zuckerrohr, Cubareben, Bambus, Pfefferrohr und zwar schwarz, gelb und chinesisch gebeiztes, Tonkins, Jambes dienen ähnlich dem Pfefferrohr, Partridge, Wartycrabs, Cocos-Holz (für rundgehobelte Schirmstöcke) etc. Etc. Das Spalten des spanischen Rohres wird in den Hamburger Werkstätten mit der bekannten sinnreichen Rohrspalt-Maschine bewerkstelligt. In Oesterreich hat sich eine Fabrik in kleinem Maassstabe von Platzer & Solı in Koritschan etablirt. Diejenigen Theile des spanischen Rohres, welches die Cylinder-Oberfläche desselben bildend, nach dem Herausspalten eines Kernstückes abfallen, dienen zum Flechten der Stuhlsitze.
Ausserdem werden noch Reifrock-Rohr, Peddig-Rundrohr - (zu feinen Korbarbeiten), Schirmrohr und Rohrfussmatten erzeugt. Der Hauptplatz für den Bezug des Rohstoffes sind Borneo im ostindischen Archipel, Singapore und Batavia. Interessant ist, dass das Rohr als innere Wandbekleidung der Reis-Importschiffe dient, wodurch die Fracht eine äusserst billige wird. Einer der grössten Reis- Importeure, Herr Wahrman, liefert auf diese Weise grosse Quantitäten von Rohr an die Firma H. C. Meyer.
Klavierfabrik von J. C. Iserman.
Unter den Fabriken Hamburgs, welche Holz verarbeiten, ist noch die Klavierfabrik von J.C. Iserman zu nennen, obwohl dieselbe nicht eine rein holzverarbeitende Fabrik ist. Dieselbe befasst sich lediglich mit der Erzeugung von Klavier-Mechaniken und verkauft dieselben an die Klavierfabrikanten, welche die Särge dazu verfertigen. Es wird hauptsächlich Weissbuchenholz und russisches Birkenholz für die Klaviaturtheile verwendet, ferner des hübschen Aussehens wegen Cedernholz für die Seitentheile der Rahmen, welche aber auch aus Rothbuchenholz verfertigt werden könnten; ferner Ahornholz und Florida-Cedernholz für Hammerstiele. Endlich kommt auch noch einiges Eichenholx aus Russland zur Verarbeitung. Die in der Fabrik verwendeten Maschinen wurden fast ausschliesslich von Ritter in Altona bezogen, ausserdem stehen einige amerikanische Hobelmaschinen in Verwendung; Cirkularsägen, Blockgatter mit Tischführung; die Sägegatter machen 200 - 250 Touren.
Die Fabrik beschäftigt 800 Arbeiter; die Arbeitstheilung ist unendlich weit gediehen, weiter als dies selbst bei den amerikanischen Fabriken der Fall sein soll. Die Entlohnung der Arbeiter geschieht nach Zeit, weil die Arbeiter den Stücklohn wegen der darin liegenden Ausbeutung nicht wünschen. Das Etablissement erzeugt täglich 42 - 45 Klaviaturen, arbeitet aber gar nicht auf Lager, da alle Klaviaturen am Tage ihrer Vollendung bereits verschickt werden. Eine vollständige Klaviermechanik mit 85 Tönenkostet 17 Thlr. (51 Mark). Die Mehrzahl der Mechaniken geht nach Berlin und Stuttgart, es werden aber solche auch nach Norwegen, Schweden und Amerika versendet, Auffällig erschien in dieser Fabrik die verhältnissmässig geringe Verwendung der Maschine, obwohl eine 40 pferdige Dampfmaschine in Betrieb steht und in der neuen, vergrüsserten Fabrik eine solche von 75 Pferden aufgestellt werden wird. Es giebt aber eine Menge von Einrichtungen in dieser Fabrikation, welche sehr wohl durch Maschinen besorgt werden könnten, nämlich alle diejenigen, bei welchen es nicht auf die Genauigkeit der Arbeit, sondern nur auf deren Gleichmässigkeit ankommt. So z. B. die Herstellung der Drahtstifte, das Umbiegen und Schranben derselben, das Bohren u. s.w.